Wandern im wilden Norden Mallorcas

Mit voll bepackten Rucksäcken sitzen wir auf der Terasse des Refugi de Muleta. Ein letzter Kaffee, bevor unsere große Wanderung losgeht. Obwohl es noch früh am Morgen ist, knallt die Sonne schon ganz schön vom Himmel über Port de Sollér im Norden von Mallorca. Unter uns, hinter dem Leuchtturm, leuchtet das Mittelmeer blau und reflektiert die Sonnenstrahlen.

Wir haben uns vorgenommen, uns in den nächsten Tagen das Tramuntana-Gebirge zu erwandern – Aktivurlaub steht auf dem Plan! Die Ruta de Pedra en Sec, zu deutsch Trockenmauerweg, ist der Wanderweg, der das gesamte Bergmassiv verbindet und dabei auch zu den schönsten und wichtigsten Sehenswürdigkeiten unterwegs führt. Insgesamt besteht der Wanderweg zwischen Port d’Andratx und Pollença aus acht Tagesetappen. Wir gehen nur die zweite Hälfte, die zwischen Sollér und Pollença deutlich besser ausgebaut und vor allem beschildert ist. Man kann alle Etappen auch einzeln unternehmen und dann mit dem Bus zurück zu seinem Urlaubsort fahren.

Einfache Übernachtungen an besonderen Orten

Übernachten werden wir in den so genannten Refugis, Unterkünften, die speziell für Wanderer gedacht sind. Sie sind sehr einfach und es gibt nur Mehrbettzimmer. Dafür liegen sie in historischen Gebäuden direkt am Wanderweg mitten in der Natur und häufig auch in der Nähe von Sehenswürdigkeiten. Das Refugi de Muleta beispielsweise befindet sich in der ehemaligen Telegrafenanlage des Leuchtturms auf der Spitze einer Klippe über dem Meer. Die Refugis sind sehr günstig (knapp 10 Euro pro Nacht), man trifft viele andere Wanderer und kann sich hier morgens auch gleich sein Lunchpaket für die nächste Tagesetappe mitnehmen.

Das Bergdörfchen Biniaraix

Am Vormittag führt uns der Trockenmauerweg zunächst durch Orangengärten hoch in das Tramuntanagebirge. Gegen Mittag erreichen wir das Bergdörfchen Biniaraix und in der Dorfmitte direkt bei der kleinen Kirche die Bar Bodega. Wie im ganzen Dorf herrscht hier eine schön unverfälscht mallorquinische Atmosphäre: Wir sitzen als einzige Touristen zwischen den Einheimischen, die hier ihren Kaffee trinken. Wir bestellen eine Cola und kommen dabei sofort mit der spanischen Bedienung ins Gespräch: Wir sollten doch gerne auch abends wieder reinschauen, da gibt’s dann auch Essen!

Würden wir gerne, aber wir wandern weiter. Wir wandern durch Schluchten und lassen die Waldgrenze hinter uns. Jetzt sind wir in einer felsigen und einsamen Landschaft unterwegs, der Stausee von Cuber ist der einzige größere Farbfleck, den wir zu Gesicht bekommen. Mallorca fühlt sich hier ganz schön alpin an!

Wallfahrtsort für Christen und Naturfans

Gegen Mittag unseres zweiten Wandertags begegnen uns schließlich Mountainbikefahrer und andere Wanderer: Wir nähern uns der Klosteranlage Lluc, dem spirituellen Zentrum Mallorcas. Um das Kloster hat sich ein kleiner Ort entwickelt, der nicht nur religiöse Pilgerer anlockt: Auf einer Höhe von gut 500 Metern über dem Mittelmeer gelegen eignet sich der Wallfahrtsort perfekt, um die Sierra de Tramuntana in kurzen Ausflügen zu erkunden – entweder zu Fuß oder mit dem Rad. Wir aber haben schon eine Wanderung in den Beinen, also spazieren wir nur durch die Klosteranlagen – die Besichtigung ist kostenlos. Ein kleines historisches Museum erklärt für vier Euro die Geschichte des Klosters in den Bergen.

Die Lebendigkeit der Klosteranlage ist eine willkommene Abwechslung zur Einsamkeit oben im Gebirge und wir genießen den Rest des Tages. Doch schon am nächsten Tag geht unsere Wanderung weiter: Unsere letzte Etappe auf dem Trockenmauerweg führt uns zurück ans Meer in den Hafenort Pollença.

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Timo Peters