Kultur und Natur im Westen Siziliens

Ein paar Tage unseres Sizilien Urlaubs im Osten der Insel liegen bereits hinter uns, nun ist der Westen Siziliens dran. Mit dem Mietwagen ist es kein Problem, in einer Woche beide Hälften der größten Mittelmeerinsel zu erkunden.

Ausflug ins Mittelalter

Unsere erste Tour in der Provinz Trapani führt uns gleich hoch hinauf: Auf 750 Metern thront das mittelalterliche Städtchen Erice. Unser Auto quält sich die Serpentinen hinauf, bis wir vor der Stadtmauer stehen. Weiter geht es nur zu Fuß. Und das ist auch gut so, denn in den engen Gassen hätte nicht mal unser Kleinstwagen eine Chance auf ein Durchkommen.

Am besten ist es, sich in Erice einfach treiben zu lassen: Von der Hauptstraße, der Via Vittorio Emanuele, gehen immer wieder kleine Seitenwege ab, die einen Abstecher lohnen. So entdecken wir verwinkelte Ecken, romantische Hinterhöfe und eine Handvoll Kirchen. Wer Letztere von innen besichtigen will, benötigt eine Eintrittskarte, die 5 Euro kostet und für alle Kirchen des Ortes gilt. Damit kann ich auch den Glockenturm des Doms besteigen, der mit einer tollen Sicht auf die bestens erhaltene Mittelalterstadt lockt.

Wir genießen auch den Fernblick vom Kastell, das am Nordende der Stadt auf den Felsen sitzt. Von dort reicht das Auge bis San Vito Lo Capo – ein erster Vorgeschmack auf die morgige Wanderung in der Nähe des Kaps. Weil sich mittlerweile der Hunger meldet, kehren wir in der Pasticceria Maria (Via Vittorio Emanuele 14) ein, einem alten italienischen Bürgerhaus. Hier gibt es nämlich eines der typischen Gerichte Siziliens: Bei Couscous mit Fisch (11 Euro) können wir die Nähe der Insel zu Nordafrika schmecken. Bei ein paar Grad mehr hätten wir dazu den Balkonplatz mit Meerblick gewählt.

Ausflug in die Antike

Anschließend geht es den Berg hinunter und hinüber nach Segesta, einer ehemaligen antiken Stadt. Für 9 Euro Eintritt können wir dem Säulentempel aus dem 5. Jahrhundert vor Christus einen Besuch abstatten. Obwohl er nie vollendet wurde, ist das über 60 Meter lange Bauwerk sehr beeindruckend, und wir laufen ehrfürchtig die insgesamt 36 Säulen des Tempels entlang. Das zweite Highlight von Segesta ist das griechische Theater – für das wir allerdings 20 Minuten stramm bergauf marschieren müssten.

Ausflug ans Meer

Wir verzichten auf den Aufstieg und wenden uns lieber unserem letzten Ziel des Tages zu: Castellammare del Golfo. In dem hübschen Fischerdörfchen dümpeln die Boote im Hafen, auf den aufgeschichteten Fischernetzen balancieren die Möwen und über allem wacht eine normannische Festung aus dem 14. Jahrhundert, in der sich heute ein kleines Museum mit regionalen Besonderheiten befindet – der Eintritt ist frei. Wir schlendern durch die Straßen oberhalb des Hafens und fahren schließlich ein paar Minuten aus der Stadt hinaus bis zum langen Sandstrand, an dem wir bis zur zehn Kilometer entfernten Stadt Balestrate laufen könnten. Für heute reicht uns allerdings ein kurzer Spaziergang.

Wandertag durch das Naturparadies Zingaro

Nach so viel Kultur geht es am nächsten Tag in die Natur: Wandern im Naturreservat Zingaro steht auf unserem Programm. Durch das kleine Dorf Scopello gelangen wir an den südlichen Eingang. Die 5 Euro Eintritt pro Person sind mehr als gerechtfertigt – denn schon kurz nach dem Kassenhäuschen verschlägt es uns fast den Atem vor lauter Schönheit: Tief unter uns leuchtet bis zum Horizont das Meer von hellem Türkis bis zu sattem Tintenblau. An den Hängen blühen die Frühjahrsblumen um die Wette und vor uns liegt der malerische, rund sieben Kilometer lange Wanderweg, der noch so manchen sehenswerten Ausblick verheißt.

Gelegenheiten zur Rast gibt es viele: Fünf winzige Buchten laden ein, die Füße ins Wasser zu halten, und die mitgebrachten Kleinigkeiten zu verspeisen. Wir wählen dafür die Cala della Disa, wo wir nach dem Abstieg zum Sandstrand unsere Arancini auspacken: Die frittierten und mit Hackfleisch, Speck oder Käse gefüllten Reisbällchen gibt es ab 2,50 Euro in jeder Bar Siziliens zu kaufen.

Wissenswertes am Wegesrand

Gut gestärkt begeben wir uns zurück auf den Wanderweg, auf dem wir sogar noch etwas lernen können: Am Wegesrand liegen in kleinen Steinhäusern das Meeresmuseum (Museo delle Attività Marinare), das dem Fischfang gewidmet ist, das naturalistische Museum (Museo Naturalistico) mit Informationen über die Flora und Fauna des Naturreservats sowie das Museum der bäuerlichen Kultur (Museo della Civilta‘ Contadina), das über die Landwirtschaft in der Gegend erzählt. Der Eintritt ist für alle frei.

Eine letzte Pause machen wir schließlich in einer Felsspalte, in der genau zwei Leute bequem sitzen können. Kostenlos dazu: der Panoramablick auf die strahlend weiße Bucht Cala dell‘ Uzzo mit ihrem fast grünen Wasser. Den Abstieg zum Strand sparen wir uns, denn es liegt ja noch der gesamte Rückweg vor uns, der aufgrund der vielen Fotostopps etwas länger dauert als erwartet. Lohnenswert ist davon jede Minute!

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Sabine Olschner

Ich heiße Sabine Olschner und ich bin nicht nur Journalistin, sondern vor allem auch ein Reisejunkie. Als Tochter eines Binnenschiffers ist mir das Reise-Gen buchstäblich in die Wiege gelegt worden, denn meine ersten drei Lebensjahre habe ich mit meinen Eltern nur auf dem Schiff gelebt. Mit 17 fuhr ich zum Schüleraustausch nach Australien, mit 22 lebte ich ein Jahr in Großbritannien, später ging es auf eigene Faust durch Asien, Afrika und die USA. Flug buchen, Rucksack packen und dann mal schauen, was passiert, ist mir die liebste Art zu reisen. Und wenn ich von einer Tour nach Hause zurückkehre, wird bereits die nüchste geplant. Meist reise ich dabei mit meinem Partner - bevor wir uns kennengelernt haben, war ich oft und gern auch allein unterwegs.