Sizilien – Ätna, der Gipfel der Genüsse

Weiße Dampfschwaden wabern aus dem schneebekränztem Krater des Ätna. Europas höchster und aktivster Vulkan ist eine faszinierende Mischung aus Schönheit und tickender Zeitbombe. Über ein langes Wochenende wollen wir den sizilianischen Frühling genießen, den Ätna erobern und die Ostküste der Insel im Sizilien Urlaub entdecken.

Pistazien – des Sizilianers liebste Kerne

Wir haben einen Mietwagen. Weniger, weil ich den italienischen, öffentlichen Verkehrsmitteln misstraue, sondern weil ich meinen Hang zum süßen Nichtstun kenne. Ein Auto macht Ausflüge entspannter. Unser erstes Ziel ist der Ferienort Taormina an der Ostküste der Insel. Die „Perle Siziliens“ liegt hoch über dem Meer, in den Bergen und mit Traumblick auf den Ätna. Wir parken außerhalb im Parkhaus Lumbi (7 Euro für knapp 4 Stunden). Von dort nimmt man entweder den kostenlosen Shuttlebus oder läuft gut fünf Minuten über die Treppen (Scalinata) ins Zentrum. Wahrzeichen Taorminas ist das antike Teatro Greco (8 Euro) mit Blick über das Meer und den Vulkan, das auch ohne Führung wirkt. Danach bummeln wir über die Haupteinkaufstraße Corso Umberto durch den historischen Stadtkern, der von den beiden Stadttoren Porta Messina und Porta Catania begrenzt wird. Überall gibt es die für Sizilien typischen Marzipanfrüchte, Trinacrias, dreibeinige Frauengestalten aus Keramik, die für die drei Ecken der Insel stehen, und Pistazien. Sizilianer lieben die Kerne pur und verfeinern auch so ziemlich alles Essbare damit: Kuchen, Pesto, Nutella und Likör. Das „grüne Gold des Ätnas“ gedeiht auf der Vulkanasche prächtig.

Granita aus Schnee vom Ätna

Links und rechts der Flaniermeile ist es in den schmalen Gassen, den kleinen Plätzen und auf den Treppen weniger lebhaft. Ich lechze nach einer Granita, einem Sorbet, das es an jeder Ecke gibt. Klassisch al limone, aber auch aus Melone, Nutella und natürlich Pistazie. Das beste Granita der Stadt serviert die Bam Bar (Via di Giovanni 45, ab 3,50 Euro). Wer nicht weiß, was er will, kann kostenlos probieren. Übrigens sollen die Römer hier das Speiseeis erfunden haben: Schnee vom Vulkan mit Honig gesüßt und mit Obstsaft gefärbt.

Zum Abendessen ans Meer

Mich zieht es ans Meer. Die Seilbahn schwebt nach Mazzarò (Italienisch: Mazzarò; einfache Fahrt: 3 Euro, Tageskarte: 10 Euro). Eine kleine Bucht mit Kies- und Sandstrand und türkisblauem Wasser. Nur einen Steinwurf entfernt liegt die Isola Bella. Zum Baden ist es im Frühling noch zu kalt, dafür haben wir den Strand für uns allein. Wer nicht viel Zeit hat, fährt gleich über die Küstenstraße nach Giardini-Naxos, wo 735 v. Chr. die erste griechische Kolonie gegründet wurde. Doch nach alten Steinen steht mir nicht der Sinn. Ich schlendere über die Strandpromenade, winke dem gegenüberliegenden Taormina zu, fotografiere die auf dem Strand liegenden Boote und die charmant verfallenden Häuser.

Mein Magen knurrt und ich habe Lust auf Fisch. Am Strand liegen einige Restaurants, aber mein Favorit ist das La Cucina del Palladio Ristorante & Bar (Corso Umberto 470, Restaurant im Hotel Palladio). Nicht ganz günstig (Hauptgericht ab 20 Euro), aber frisch zubereitet, auch die Pasta und alle Zutaten aus der Region und herrliche Dachterrasse. Auch der Nachtisch ist legendär.

Einblicke in die sizilianische Seele

Am nächsten Morgen endlich der Ätna. Wir machen eine Tour mit Etnatrekking (Eseltour: 60 Euro) auf der Nordseite des Vulkans, wo es noch keinen Massentourismus gibt. „Eigentlich müsste es die Ätna heißen“, erklärt Führerin Lara Mansfeld. „Ätna ist auf Italienisch weiblich und der Vulkan benimmt sich auch so: wunderschön, schwer einzuschätzen und mordend.“ Die Deutsche lebt seit 26 Jahren auf der Insel, kennt nicht nur das Gestein, sondern auch die sizilianische Seele: „ Machos“, seufzt sie. „Frauen arbeiten, putzen und kochen. Männer genießen und machen dann Riposino, ihren Mittagsschlaf!“. „Si, si“, stimmt Santino zu, der für das Picknick gesorgt hat: „Je besser das Essen, desto länger schläft man. He, he.“

Santino hat zwei Esel im Schlepp, die kulinarische Köstlichkeiten tragen: Insalata di cedro, eine erfrischende, gar nicht saure Komposition aus Zedratzitronen, Orangen, Fenchel, roten Zwiebeln und Olivenöl. Dazu Salami, Pecorino und Dolci. Zudem Cannoli, frittierte Gebäckrollen, gefüllt mit Ricotta, kandierten Früchten und natürlich Wein vom Ätna.

Heilige helfen

Wir wandern durch verschiedene Vegetations- und Temperaturzonen. Unten knallt die Sonne, T-Shirt-Wetter mit Zitronenbäumen. Doch mit jedem Meter Höhe wird es kälter und karger. Die Obstbäume sind weg. Weiße Birkenstämme bilden einen beklemmenden Kontrast zum schwarzen Lavaboden. Noch weiter oben vulkanische Wüste und Schneefelder. Gut, dass ich Mütze, Handschuhe und eine dicke Jacke dabei habe.

Dampfende, schwarze Schlunde, allzeit bereit, rotglühende Lava hervorzustoßen, sorgen für Herzklopfen. Die Sizilianer dagegen danken der Diva Ätna für ihre Fruchtbarkeit und bei einem Ausbruch des Vulkans vertrauen sie ihren Heiligen.

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Silke Haas

Mit dem Reisevirus wurde ich als Kind infiziert und Heilung? Ausgeschlossen. Dafür sind fremde Länder, Kulturen und vor allem die Menschen viel zu spannend. Ich weiß nicht, welches mein Lieblingsland ist, es gibt noch so viele unbekannte. Glücklich bin ich draußen. In der Wildnis, im Wald, in der Wüste und auf dem Meer. Überall. Inselhüpfen in der dänischen Südsee - zusammen mit Sohn, Mann und Hund sind wunderbar. Aber ich genieße auch das Großstadtflimmern in Singapur, Sydney oder Shanghai und halte es im übrigen mit Kuddel Daddel Du: Was kann denn ich dafür, dass die Welt so groß ist?