Frankreich: Rendezvous mit Straßburg

Wem die Aussicht auf Riesling zu knusprigem Flammkuchen, Münsterkäse und Mirabellenkuchen nicht verlockend genug erscheint, dem sei versichert, dass Straßburg eine dieser Städte ist, die jeder von uns einmal besucht haben sollte. Ein Ort voller Geschichte und Geschichten, trotzdem jung, freundlich und lebhaft. Keine Stadt, in der wir uns verlaufen könnten, denn ihr pulsierendes Herz wird vom Fluss Ill umarmt: Wer an dessen Ufern entlangflaniert, kommt zuverlässig an den Ausgangspunkt zurück.

Mein Rendezvous mit der Stadt beginnt am Straßburger Münster, Weltkulturerbe und bis 1874 das höchste Bauwerk der Christenheit. Ein Meisterwerk aus rosa Sandstein, Wahrzeichen des Elsass und alles überragend.

Straßburger Münster

An der Touristeninformation (17 Place de la Cathédrale), gleich neben dem prächtigen Haus Kammerzell, besorge ich mir einen Stadtplan und den praktischen Straßburg Pass (12,40 Euro für 3 Tage), bevor ich die Türme des Münsters erobere (gratis mit Pass). Eine ausgetretene Wendeltreppe schraubt sich über 329 Stufen nach oben. Hier und da eine schmale Öffnung in der Wand mit Blick auf schmucke Fassaden, bunte Schindeldächer und schließlich die ganze Stadt mit ihrem faszinierenden Wirrwarr mittelalterlicher Gassen. Durch den Nordturm geht es zurück auf die Erde, ins Innere der Kathedrale mit den wundervollen Buntglasfenstern, die in hellen Farben gestaltet sind und das Kirchenschiff in ein weiches Licht tauchen.

Straßburg, Münster
Der Straßburger Münster überragt die Dächer der Stadt bei Weitem.

Bummel durch die Altstadt

Der Tag ist sommerlich warm, zu schön, um ihn drinnen zu verbringen. Ich beschließe also, das Palais Rohan vis-à-vis mit seinen Museen (gratis mit Pass) warten zu lassen, schlendere stattdessen durch die alten Gassen, die mal schmaler, mal breiter werden, sich zu kleinen Plätzen öffnen und Einblicke in hübsche Höfe bieten. Die Gebäude der Altstadt, der Grande Île, ragen so hoch empor, dass die Sonne das Kopfsteinpflaster kaum erreicht.

Straßburg, Palais Rohan
Das Palais Rohan ist für Museumsliebhaber ein Muss.

Krumm und charmant

Hätte ich nicht schon längst ein Faible für bunte Häuserfassaden, Türen und Fenster, spätestens jetzt wäre ich unsterblich verliebt: In Straßburg leuchten sie pastellblau, rosa, rot. Kunstvoll geschnitzte, schwere Holzportale wehren neugierige Blicke ab, einige jedoch stehen einladend offen. Fenster mit hübschen Läden, von denen manche schief in den Angeln hängen, wirken wie die Augen der Stadt. Überhaupt ist hier fast nichts gerade, aber eben darum so charmant. Rund um die Rue de l’Epine entdecke ich Künstlerateliers und kleine Manufakturen in versteckten Innenhöfen. Farben und Düfte, die Gesichter der Passanten, die gedämpften Geräusche verdichten sich zu einer schönen Atmosphäre. Ich kaufe Ansichtskarten und dann kann ich einer Auslage nicht widerstehen: Macarons. Die Boutique Elisabeth Biscarrat (1 Rue de la Vignette) ist winzig, ebenso die Auswahl des handgefertigten Mandelgebäcks. Köstlich!

Inzwischen habe ich das Gerberviertel Petite France erreicht. Das Café La Tinta (36 Rue du Bain aux Plantes) schmiegt sich in eines der schief-schönen Häuser und ist gemütlich wie ein Wohnzimmer. Genau der richtige Ort, um meine Karten zu schreiben. Es ist ruhig, nur am Nebentisch plaudern zwei junge Frauen.

Bald mische ich mich wieder unter die Spaziergänger, schlendere hinunter zum Musée d‘Art Moderne mit seiner atemberaubenden Fassade aus buntem Glas. In dem Museum für zeitgenössische Kunst nimmt Hans Arp, Sohn der Stadt, einen zentralen Platz ein.

Der Weg führt auf die Barrage Vauban, einem Wehr aus dem 18. Jahrhundert mit Panoramaterrasse, über die Ponts Couverts und zurück in die Stadt. Auf einem Markt kitzelt der Duft von lokalen Spezialitäten meine Nase. Ich bekomme Appetit und verbringe den Abend schließlich stilecht in der L’Épicerie (6 Rue du Vieux Seigle), einer der typisch elsässischen Winstubs, kleinen Restaurants, in denen ihr an langen Tischen gesellig zusammenrücken könnt. Die Bedienung empfiehlt Tartines grillées, eine lokale Spezialität: ein Toast von dick geschnittenem, dunklem Brot mit Auberginenmus, Quark und Kräutern. Ungemein lecker und mit 7 Euro sympathisch günstig. Ein Glas Weißwein gibt es gratis dazu. Das Leben ist schön in Straßburg, die Gesellschaft an diesem Abend ausgezeichnet. Und morgen? Morgen fahre ich mit dem Boot über die Ill (gratis mit Pass).

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Jutta Ingala

Jutta M. Ingala, verheiratet, Mutter eines Teenagers, ist fest im Münsterland verwurzelt. Sie schreibt in ihrem persönlichen Blog 6 Grad Ost über große und kleine Reisen. Es geht um Orte, Menschen und Begegnungen, um Natur und Stadtgeflüster. Sie erzählt Geschichten, die mit einer Momentaufnahme beginnen: einem Museumsbesuch, einem Flirt in einem Café oder einem Buch, das sie inspiriert. Jutta sieht in jedem Ort das Besondere, liebt Details. Sie sind die Essenz der Dinge. Reisen bedeutet Menschen treffen und ein Gespräch beginnen. Darum mag sie fremde Sprachen. Literatur, Kunst und Geschichte, Design und Architektur interessieren sie genauso wie Hiking and Cycling, wie fremde Küche, Handwerk und Tradition. Beliebigkeit und Kitsch mag sie nicht.