Porto: Die Weinstadt mit dem besonderen Charme

Der Fahrer klingelt einmal laut und beginnt dann am Rad zu drehen. Langsam setzt sich die historische Straßenbahn in Bewegung und ruckelt auf ihrem steilen Weg bergab gemächlich an der Kirche „Igreja do Clerigos“ vorbei. Ich freue mich, dass ich in der alten Tram einen Sitzplatz finden konnte. Normalerweise sind die Fahrzeuge rappelvoll.

Die Tramroute verbindet die wichtigsten touristischen Sehenswürdigkeiten auf eine praktische Weise miteinander und wird deswegen hauptsächlich von ausländischen Besuchern benutzt. Das war nicht immer so: Die gelbbrauen Triebwagen ratterten hier bereits ein paar Jahre früher durch die engen Gassen als ihre berühmteren Schwestern in der Hauptstadt.

Die Altstadt am Duoro

Der Fahrt dauert nicht lange. Bereits nach wenigen Minuten steige ich vor dem sehenswerten Bahnhof São Bento aus, der in diesem Jahr sein hundertjähriges Bestehen feiert. Seine Besonderheit: die mit zahlreichen bemalten Kacheln ausgestattete Vorhalle, die Bilder aus der bewegten Geschichte der Stadt zeigen.

Von hier führt eine Fußgängerzone mitten durch den Stadtteil Riberia hinab an den Douro. Einst das Viertel der kleinen Leute, hat der Stadtteil in den letzten Jahren eine gewaltige Aufwertung erlebt. Hier reiht sich ein Laden an den anderen und unten am Ufer des Flusses sprießen die Restaurants und Cafés wie Pilze aus dem Boden.

Zur Beliebtheit beigetragen hat sicherlich auch der Umstand, dass die UNESCO das Viertel vor rund 20 Jahren zum Weltkulturerbe erklärt hat. Wer die Hauptachsen verlässt, erkennt jedoch schnell, dass Portos wirtschaftliche Schwierigkeiten noch immer an der wunderschönen Bausubstanz nagen.

Die Weinkeller

In Porto dreht sich alles um den bekannten Portwein. Das süße Getränk wird seit Jahrhunderten flussaufwärts angebaut und nach Vila Nova de Gaia, dem gegenüberliegenden Flussufer, zur weiteren Verarbeitung und Lagerung gebracht. Viele der alten Weinkeller bestehen heute noch und bieten für wenige Euro Touren mit anschließender Degustation an. Am bekanntesten ist Sandeman.

Eine beliebte Art, Vila Nova de Gaia zu erreichen, sind die Rabelos. Diese alten Holzboote, in denen früher die Weinfässer transportiert wurden, fahren direkt auf die andere Seite des Flusses. Ich entscheide mich jedoch für den Umweg über die Ponte Luis I. Die elegant geschwungene zweistöckige Brücke ist längst zu einem Wahrzeichen der Stadt geworden. Die obere Plattform ist wegen des grandiosen Ausblicks auf Portos Altstadt beliebt.

Auf der Suche nach Harry Potter

Als nächstes steht der Besuch der Bücherei Lello e Irmão (Eintritt 3 Euro) auf dem Programm. Gerüchteweise soll die Erfolgsautorin JK Rowling hier verkehrt haben, als sie in Porto Englisch unterrichtete, und sich für ihre Harry Potter Romane inspiriert haben.

Egal, ob es stimmt oder nicht: Die rund hundert Jahre alte Bücherei ist die schönste Buchhandlung, die ich je gesehen habe. Es bereitet mir unheimlich viel Spass, auf der reich dekorierten Treppe für Fotos zu posieren, mich in Gedanken in eine andere Welt tragen zu lassen und in den Büchern zu schmökern.

Führung durch das Haus der Musik

Am späteren Nachmittag begebe ich mich in die Casa da Musica. Das städtische Konzerthaus wurde vom holländischen Star-Architekten Rem Koolhaas entworfen und wirkt in der von historischen Bauten geprägten Stadt wie ein Asteroid, der eingeschlagen ist. Sogar die Schockwellen im Boden sind zu erkennen.

In dem modernen Betongebäude finden nicht nur klassische Konzerte statt, es gibt auch Jazz-Aufführungen sowie Pop- und Rockmusik. Da mich das Programm nicht interessiert, entschliesse ich mich kurzerhand, an einer architektonischen Führung für 7,50 Euro teilzunehmen.

Um die einstündige Führung spannend zu finden, braucht man kein Architekturliebhaber sein. Das Gebäude ist mit seinen überraschenden Ecken unglaublich spannend. Wir entdecken eine freischwebende Bar und einen Raum voller blau bemalter Azulejos-Kacheln. Nach einem Tag in der historischen Stadt ist das ein toller Abschluss.

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Oliver Zwahlen

Der Journalist und Reiseblogger Oliver Zwahlen stammt aus Basel in Schweiz. Der bekennende Langsamreisende ist bevorzugt in Asien unterwegs und besuchte Lissabon im Mai 2015 am Ende eines Roadtrips durch Portugals Hinterland.