Typisch Ruhrgebiet

Wenn Menschen kein Blatt vor den Mund nehmen, gern Currywurst essen, regelmäßig im Stau stehen und den Fußball lieben, sind Sie im Ruhrgebiet angekommen, richtig? Fast. Denn auch abseits gängiger Klischees hat der „Pott“ vieles zu bieten. Beispielsweise eine Route entlang spezieller kultureller Orte, Europas höchste Ausstellungshalle oder das erfolgreichste Musical der Welt. Denn auch das ist typisch Ruhrgebiet. Begleiten Sie GALERIA Reisen auf eine Tour durch den „Pott“ und lassen Sie sich überraschen.

Der „Pott“ – Deutschlands größter Ballungsraum

Nahtlos geht es im Ruhrgebiet zu. Aus Essen wird erst Wattenscheid, kurz darauf Bochum. Wenig später erscheint Dortmunds Ortsschild. Offene Felder haben Sie dabei kaum gesehen. Denn im „Pott“ gehen die jeweiligen Städte nahezu fließend ineinander über – und das gleich mehrfach. Rund 5,1 Millionen Menschen leben hier und bilden damit den größten Ballungsraum Deutschlands, sogar den fünftgrößten Europas. Einfacher war ein Städte-Hopping im Kurzurlaub selten.

Binnen eines Wochenendes werfen Sie locker einen Blick auf Duisburg, Essen, Bochum, Dortmund, Gelsenkirchen, Oberhausen. Sie haben noch Zeit? Wie wäre es mit Zwischenhalt in Recklinghausen, Herne, Hagen oder Unna? Sogar ein Ausflug nach Köln und Düsseldorf ist möglich. Übrigens gab es tatsächlich Pläne, all die Städte des Ruhrgebiets zur Mega-Metropole „Ruhr“ zusammenzulegen. Passiert ist jedoch erstmal nichts. Vermutlich auch besser so, angesichts der stark verwurzelten Regionalität der Einheimischen. Der Bochumer bliebe ohnehin Bochumer, der Dortmunder bliebe Dortmunder…

Einst Mittelpunkt der Region, heute Welterbe – die Zechen

Ende des 18. Jahrhunderts begann alles mit den ersten Eisenhütten. Die Industrialisierung kam im Ruhrgebiet an. Wenig später, zu Beginn des 19. Jahrhunderts, folgten die Steinkohlebergwerke – oder wie Sie der Einheimische liebevoll nennt: die Zechen. „Unter Tage“ wurde dort Kohle abgebaut, zu Koks verarbeitet, das wiederum in den Hochöfen der Eisenhütten zum Einsatz kam. Jahrzehntelang hielt sich dieser Kreislauf. Arbeiter kamen, das Ruhrgebiet wuchs, die Städte expandierten, sogar das größte industrielle Ballungszentrum Europas entstand – bis die Kohle- (1957) und schließlich die Stahlkrise (1973) der Region ordentlich zusetzten. Zechen mussten schließen, das Ruhrgebiet veränderte sich.

Heute ist noch ein letztes Bergwerk, das Bergwerk Prospel-Haniel in Bochum, aktiv – was nicht bedeutet, dass die Vergangenheit das Ruhrgebiet nicht weiterhin prägen würde. Zechen gerieten nicht Vergessenheit, stattdessen widmen sie sich seit ihrer Schließung neuen Aufgaben. Die bekannteste ist sicher die Zeche und Kokerei in Essen, die seit 2001 sogar Teil des UNESCO-Welterbes ist und als solches ein eindrucksvolles Denkmal für den Bergbau im Ruhrgebiet abgibt.

In Hamm finden Sie in einer stillgelegten Zeche den Maximilianspark, einen Freizeitpark für die ganze Familie. Und falls Sie die umfangreiche Geschichte und Entwicklung des deutschen Bergbaus kennenlernen wollen, besuchen Sie einfach das Deutsche Bergbaumuseum in Bochum. Es ist immerhin eines der größten Bergbaumuseen der Welt, dazu eines der meistbesuchten Museen Deutschlands.

Im Ruhrgebiet finden Sie auch heute noch überall Zeugen des Bergbaus in seiner Blütezeit.

Fußball – Religion, Leidenschaft, Diskussionsstoff

Die Suche nach dem passenden Gesprächsthema endet genau hier. Fußball passt im Ruhrgebiet immer und überall. In Dortmund wie in Gelsenkirchen, in Bochum wie in Duisburg. Achten Sie nur darauf, dass Sie sich mit Ihrem Wissen nicht zu weit aus dem Fenster lehnen oder gegnerische Mannschaften gutheißen. Schwärmen Sie einem Dortmunder also nichts von Schalke 04 vor und umgekehrt. Die Rivalität ist berüchtigt, das Revierderby zwischen den beiden Vereinen gilt als eines der hitzigsten Spiele Deutschlands. Im „Pott“ bedeutet der Fußball eben ein klein wenig. Sogar in England wird von Dortmunds einzigartiger Stadionatmosphäre mit der „Gelben Wand“, der Südtribüne, geschwärmt und auch ein Besuch eines Heimspiels „auf Schalke“ zählt zu den vielleicht interessantesten Stadionerlebnissen der Bundesliga.

Doch Fußball im Ruhrgebiet bedeutet mehr als die beiden bekanntesten Vereine als Aushängeschilder. In Bochum besuchen Sie mit dem VfL einen der ältesten Vereine Deutschlands, Duisburgs MSV ist Gründungsmitglied der Bundesliga. Dazu gibt es Rot-Weiss Essen, wo einst Helmut Rahn, unter seinem Spitznamen „der Boss“, spielte. Der Essener Verein machte übrigens Pelé zum Ehrenmitglied. Das ebenfalls rot-weisse Oberhausen, die SG Wattenscheid 09 sowie diverse andere Vereine zwischen Regional- und Bundesliga zeugen von der Bedeutung des Ballsports. Groundhopping, also das Verfolgen von Fußball-Matches in möglichst vielen Stadien, funktioniert selten so gut wie im Ruhrgebiet.

Das Doprtmunder ‚Signal Iduna Stadion‘.

Aus Schnell- wird Schleichweg – der „Pott“, der Stau und eine deutliche Sprache

Das hatten sich die Planer ein wenig anders vorgestellt. Insgesamt 4.700 Kilometer Straße verlegten sie quer durch das Ruhrgebiet. Mit der A40 sowie ihren Verlängerungen schufen sie sogar einen „Ruhrschnellweg“. Soweit war der Plan. Heute spricht der Volksmund stattdessen vom „Ruhrschleichweg“ oder dem „längsten Parkplatz des Ruhrgebiets“. Auch dieser sprachlicher Witz ist typisch für den Pott. Hier verzichten die Menschen auf wohlwollende Umschreibungen, Dinge spricht man lieber in aller Deutlichkeit und mit Biss an.

Das hohe Verkehrs- und Stauaufkommen ist rund um Dortmund, Essen und Herne berüchtigt. Daher wählen Sie für Ihre kulinarische Erkundungsfahrt von Duisburg zur besten Currywurst des Ruhrgebiets nach Bochum vor allem während der üblichen Stoßzeiten lieber den Zug als das Auto. So kommen Sie deutlich schneller und entspannter vorwärts.

Starlight Express – wenn Bochum etwas hat, das New York nicht hat…

Wir reden nicht von der Musicalstadt New York. Nicht von Hamburg. Auch nicht von London. Das erfolgreichste Musical der Welt sehen Sie in Bochum. Überrascht? Vom Starlight Express, bei dem sich alles um die Weltmeisterschaft der internationalen Züge und die Dampflok Rusty dreht, haben Sie aber bestimmt gehört.

Seine Uraufführung feierte das von Andrew Lloyd Webber komponierte Musical in London, es lief sogar auf dem Broadway in New York, bis es 1988 im eigens errichteten Starlight Express Theater in Bochum sein Zuhause fand. Ein Besuch der Show mit ihren aufwändigen Lichteffekten gehört beinahe zum Pflichtprogramm eines Urlaubs im Ruhrgebiet. Sichern Sie sich am besten vorab Online-Tickets für die begehrten Aufführungen.

Bochum beherbergt das ‚Starlight-Express-Theater‘ – den Spielort des weltberühmten Musicals.

Dem Ruhrgebiet auf der Spur entlang der Route der Industriekultur

Ruhrgebiet und Kohle. Ruhrgebiet und Bergbau. Industrie und Arbeiter sind untrennbar mit der Region verbunden. Erkunden Sie als Urlauber diese besondere Geschichte Deutschlands – am besten auf der Route der Industriekultur. So haben Sie alles auf einen Blick. Fast jedenfalls. Denn die Route ist keine Straße im herkömmlichen Sinn. Vielmehr ist es ein hervorragend ausgeschildertes, 400 Kilometer langes Netz, das Sie zu allen Industriedenkmälern des Ruhrgebiets führt. Radfahrern stehen sogar rund 700 Kilometer Weg zur Verfügung.

Über 25 Ankerpunkte, darunter Museen wie das für Binnenschifffahrt (Duisburg), veranschaulichen die Bandbreite der Industrie. Sie passieren innerhalb der Route insgesamt 17 Aussichtspunkte, den sogenannten Panoramen – darunter die Zeche Zollern. Von oben können Sie einen erhöhten Blick auf den Strukturwandel im „Pott“ werfen. Dazu kommen 13 Siedlungen, die Ihnen einen interessanten Einblick in das Leben der Bergbau-„Kumpel“ geben. Intensiver lernen Sie das Ruhrgebiet, seine Traditionen, Besonderheiten und Geschichte nirgends kennen. Vorab holen Sie sich am besten den Entdeckerpass. Damit können Sie Ihre persönliche Entdeckungstour mithilfe aller wichtigen Informationen rund um die Route der Industriekultur ganz einfach planen.

„Gedächtnis und Schaufenster“: das Ruhr Museum

Sie nehmen im Bergbau quasi den entgegengesetzten Weg. Wo sich früher die „Kumpel“ jeden Tag aufs Neue unter die Erdoberfläche begaben, lassen Sie sich von einer abends hell erleuchteten Rolltreppe 24 Meter in die Höhe transportieren. Dort beginnt Ihre Reise in die Geschichte des Ruhrgebiets mit einer Tour durch Essens Ruhr Museum. Sie erfahren alles über das industrielle Zeitalter, die Jahre davor und danach und bekommen einen Einblick in die Gegenwart des Ruhrgebiets.

Bereits im Jahr 1904 eröffnet, zählt das Ruhr Museum zu den ältesten Museen des „Potts“. In 2008 zog es schließlich in die ehemalige Kohlenwäsche der Zeche Zollverein um und gliedert sich seither ein als ein UNESCO-Welterbe. Als ein klassisches Museum sieht sich das Ruhr Museum übrigens nicht. Vielmehr versteht es sich als ein lebendiges „Gedächtnis und Schaufenster der Metropole Ruhr“, wovon auch die zahlreichen Aktionstage, Expertengespräche, Kurse und Vorführungen zeugen.

Spektakuläres Museum über die Geschichte des Berbgbaus in Essen.

Ausstellungen in luftiger Höhe im Gasometer Oberhausen

Oberhausen erfüllt gleich mehrere Aufgaben. Einst diente es der Region sogar als größter Scheibengasbehälter Europas. Das gehört mittlerweile zur Vergangenheit. Am Rhein-Herne-Kanal gelegen, bietet es Ihnen für Ihren Urlaub im Ruhrgebiet dennoch heute noch Superlative. Wie klingt höchste Veranstaltungs- und Ausstellungshalle Europas für Sie? Christo scheint diese Kombination sehr gut zu gefallen. Immerhin nutzte der berühmte Künstler das Gasometer bereits zwei Mal als Schauplatz für seine Werke.

Im Jahr 1999 schuf er gemeinsam mit seiner Frau Jeanne-Claude „The Wall“, eine Mauer aus 13.000 lackierten Ölfässern. In 2010 konzipierte Christo die Installation „Big Air Package – Project for Gasometer Oberhausen, Germany“, eine riesige Skulptur in Form eines luftgefüllten Ballons. Natürlich müssen es aber nicht immer die ganz großen Namen sein. Glamour ist im Ruhrgebiet ohnehin zweitrangig. Die regelmäßig wechselnden Ausstellungen im Gasometer lohnen sich in jedem Fall.

Der Gasometer in Oberhausen.
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