Ruhrgebiet zu Fuß in 2 Stunden

Das Ruhrgebiet als größter Ballungsraum Deutschlands wartet mit einem Stadtspaziergang der besonderen Art auf, denn zwei Stunden sind schnell rum. Daher führt Sie Ihr „Stadtspaziergang“ zunächst ein wenig aus der eigentlichen Stadt heraus – dafür mitten hinein in das Ruhrgebiet, das auch unter seinem Spitznamen „Pott“ bekannt ist.

In Duisburgs Landschaftspark Nord bündeln sich nämlich die Gegenwart, Vergangenheit und Identität dieser riesigen Region auf kleinstem Raum. Erkunden Sie die industriell geprägte Gegend auf diese besondere Art. Sie lernen zu Fuß in kurzer Zeit das Ruhrgebiet kennen und geben den Kindern noch dazu ausführlich Gelegenheit, sich auszutoben. Glück auf!

Der Start: Landwirtschaft statt Industrie

Die Anreise zu dieser „Zeitreise“ könnte nicht unkomplizierter sein. In Duisburg angekommen – oder nach dem Verlassen Ihres Hotels – besteigen Sie einfach die Stadtbahnlinie 903. An der Haltestelle Landschaftspark verlassen Sie die Tram und betreten wenig später zu Fuß eine der offiziell zehn schönsten Großstadtoasen der Welt. In diesen illustren Kreis nahm die britische Zeitung „Guardian“ den Landschaftspark auf. Diese Auszeichnung gab es angesichts der Vielfältigkeit zu Recht. Ein wenig Park, ein wenig Garten, ein wenig Industrie, irgendwie auch Stadt. Den Landschaftspark passend einzuordnen, ist nicht einfach – andererseits auch nicht nötig. Für Sie ist er einfach der optimale Ort für Ihren zweistündigen Spaziergang durch das Ruhrgebiet.

Dabei kommt der Beginn Ihrer Tour ein wenig untypisch daher. Statt Industrie dominiert zunächst Landwirtschaft. Statt Hochöfen sehen Sie auf dem Außengelände des Parks einen Bauernhof. Viele Agrarbetriebe in Duisburg Meiderich mussten zwar der Industrie weichen, den Ingenhammshof „rettete“ jedoch seine Lage. Da er sich ohnehin auf dem Gelände des Thyssen-Hüttenwerks befand, nutzte ihn das Unternehmen einfach als Lebensmittellieferant. Heute vermittelt er Stadtkindern als Lehr- und Lernbauernhof einen Einblick in die Landwirtschaft. Haben Sie Lust, sich kurz stärken, ehe Sie richtig los spazieren, können Sie im Hofcafé von Freitag bis Sonntag (15 bis 17 Uhr) selbst gebackenen Kuchen und Kaffee genießen.

Eine bizarre Mischung aus Industrie und Natur – der Landschaftspark in Duisburg.

Das Ruhrgebiet im Miniaturformat

Danach spazieren Sie am Ingenhammshof vorbei. Kurz darauf drittelt sich der Weg. Sie wählen die linke Variante und folgen ihr bis zu einer T-Kreuzung. Wieder links, schon treffen Sie auf die Emscherstraße, die Sie nach rechts betreten. Wenige Meter später stehen Sie bereits an der Schwelle zum Ruhrgebiet und seiner Vergangenheit im Miniaturformat, zu einem überdimensionalen Abenteuerspielplatz.

Sie betreten das ehemalige Gelände des stillgelegten Thyssen-Hochofenwerks Duisburg-Meiderich. Ein derart gut erhaltenes Industriedenkmal finden Sie sogar im Ruhrgebiet selten. In den kommenden knapp 2 Stunden spazieren Sie zu Fuß vorbei an Gießhallen, Bunkeranlagen, Hochöfen und Schrägaufzügen, sehen wie die Hüttenwerke einst aussahen und funktionierten.

Sie können Ihren Rundgang natürlich frei gestalten – oder Sie folgen unserem Tipp. Direkt neben dem Besucherzentrum erblicken Sie die Kraftzentrale, in der 16 Großgasmaschinen früher für die Stromversorgung des Hüttenwerks und der benachbarten Siedlung zuständig waren. Ihr Weg führt Sie zunächst aus dem eigentlichen Werksgelände hinaus, mitten hinein in den Park. Entspannt folgen Sie dem Hochofenweg, bis Sie die Gleisharfe erreichen. Ein wenig seltsam mutet die Form an. Dafür ist die Verbindung aus Natur und ehemaligem Industriestandort umso beeindruckender. Dämme und Senken sind von Pflanzen bewachsen, Denkmal und Leben bilden eine Einheit.

Begeben Sie sich auf eine komprimierte Version des Ruhrgebiets.

Hinein ins ehemalige Hüttenwerk

Für einen kurzen Moment verlassen Sie nun die Industrie und widmen sich ganz der Natur. Über den Sinterweg gelangen Sie sprichwörtlich in die Wildnis. Links sehen Sie nun, wie sich die Natur ohne Eingriff des Menschen entwickelt. Beinahe wirkt es, als erhebe sich im Schatten von Industrietürmen und Hochöfen ein kleiner Urwald. Auch das ist das Ruhrgebiet.

„Geordneter“ geht es auf dem Sinterplatz zu, den Sie wenig später erreichen. Dort spazieren Sie durch angelegte Gärten, es duftet nach Lavendel. Schwer vorstellbar, dass hier einst Eisenerz aufbereitet wurde. Erblicken Sie das riesige Windrad des Windenergieturms, werden die Dinge jedoch schnell klarer. Ein traumhaftes Fotomotiv.

Kamera wieder eingesteckt? Dann laufen Sie nun einige Meter den Klarwasserkanal entlang, bis Sie Ihn nach rechts überqueren können und kurz darauf auf dem riesigen Bunkervorplatz stehen. Rund 17.500 Quadratmeter misst er und bietet damit ordentlich Platz. Beispielsweise für Konzerte, sogar die berühmte Rockband „Red Hot Chili Peppers“ gaben sich genau hier schon die Ehre.

Auf Ihrem Spaziergang erleben Sie auch die beschaulichen Seiten …

Ein riesiger Spielplatz, Kino & Kultur

Statt Musik zu lauschen, stürzen Sie sich nun jedoch mitten hinein ins Abenteuer. Denn am Bunkersteg warten bereits ein Klettergarten und Abenteuerspielplatz. Röhrenrutschen inklusive, was für den Nachwuchs die perfekte Abwechslung während des Spaziergangs bietet. Haben Sie sich genug ausgepowert, kehrt Ruhe ein. An den Vorratsbunkern 2-5 am Ende des Klettergartens finden Sie nämlich interessante Kunstausstellungen. Weiter geht Ihr Spaziergang durch das Ruhrgebiet zur Gießhalle 1, wo einst rund 900 Tonnen Roheisen pro Tag produziert wurden. Heute finden Sie hier Duisburgs größtes Kino. Jedenfalls im Sommer, wenn auf der Hochofenbühne Filme laufen – bei schönem Wetter unter freiem Himmel, bei Regen unter dem mobilen Dach. Vielleicht kommen Sie abends ja noch einmal zurück.

Vorerst spazieren Sie weiter frei durch eine ehemalige Industrieanlage. Die Rohre, Silos und Behälter ergeben eine imposante Szenerie. Nicht weniger beeindruckend ist, wie die Stadt Duisburg sein Industriedenkmal für heutige Zwecke nutzt und Besuchern so einen ganz neuen Zugang zur Geschichte des Ruhrgebiets ermöglicht. So finden in der Gebläsehalle, die Sie rechts sehen, heute Konzerte und sogar Opern statt. Wenige Meter weiter wurde das Gasometer kurzerhand zum Tauchgasometer umfunktioniert. Einst Zwischenlager für Gichtgas, begeben Sie sich – sofern Sie gern tauchen – 13 Meter tief zu einem Schiffswrack, gleiten sogar an einem künstlichen Riff entlang. Ein Stadtspaziergang, der mal anders ausfällt.

Panorama und Lichtershow zum Abschluss

Den Höhepunkt des Spaziergangs durch das Ruhrgebiet haben wir uns allerdings für den Schluss aufgehoben. Durchqueren Sie das Areal des Landschaftsparks Duisburg-Nord nun auf der Gießhallenstraße, kommen Sie wenig später am Hochofen 5 an, in dem einst Erz geschmolzen wurde. Einerseits lernen Sie nun die Produktionskette eines Hüttenwerks visuell kennen, andererseits warten dort beachtliche Ausblicke. Denn heute ziert den Hochofen eine Aussichtsplattform. Auf bis zu 70 Meter führt Sie eine eiserne Treppe in die Höhe, von wo aus Sie das Ruhrgebiet überblicken und von oben sogar den Niederrhein sehen.

Am besten planen Sie Ihren besonderen „Stadtspaziergang“ durch das Ruhrgebiet für den späten Nachmittag bis Abend ein. Zu dieser Zeit gehen nämlich bereits die Lichter an, während Sie auf der Aussichtsplattform stehen. Ist die Sonne schließlich untergegangen, bewundern Sie die Lichtinstallation des britischen Künstlers Jonathan Park, die das Hüttenwerk in unterschiedliche Farben taucht. Jetzt fehlt eigentlich nur noch die obligatorische Currywurst, um den Spaziergang zu beenden. Die bekommen Sie zum Abschluss Ihrer Tour durch den „Pott“ im Restaurant des Besucherzentrums.

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Magazin Redaktion

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