Griechische Inseln: Thassos bei einer Inselrundfahrt erleben

Ein Schluck Olivenöl zum Frühstück? Warum nicht? Es ist neun Uhr morgens, ich bin im Olivenölmuseum auf der griechischen Insel Thassos und habe noch nichts im Magen. Das Museum (Öffnungszeiten: täglich 8 bis 16 Uhr, Eintritt: 1 Euro) liegt etwas außerhalb des Hafenörtchens Prinos, von wo aus die meisten Fähren in Thassos anlegen. Im Museum sind alte von Hand oder Tieren betriebene Ölpressen ausgestellt und riesige Tonkrüge, in denen das kostbare Gut früher aufbewahrt wurde. Außerdem erfahre ich, dass es weltweit 140 verschiedene Olivensorten gibt, 30 der beliebtesten stammen aus Griechenland. Im Verkaufsraum können Besucher Olivenöl verkosten. Ich entscheide mich für die biologische Variante – und nehme gleich drei kleine Kanister Öl als Urlaubsgeschenk mit (je 2,60 Euro pro 250 ml).

Inselrundfahrt durch Olivenhaine

Die Landschaft der Insel Thassos ist geprägt von Olivenbäumen. Mit den Jahren ist sogar eine eigene Olivensorte entstanden: Throube Thassou. Sie wächst auf den bis zu 1000 Jahre alten Olivenbäumen. Auf der zirka 110 Kilometer langen Inselrundfahrt, die ich mir für heute vorgenommen habe, werde ich noch sehr oft Olivenhaine passieren. Als ich mit dem Mietwagen (ab ca. 35 Euro pro Tag) von Prinos weiter in die Inselhauptstadt Limenas fahre, frage ich mich, wie alt die Olivenbäume am Wegesrand wohl sind.

Jetzt aber richtig: Frühstück in der Beach Bar

Im Hauptort angekommen, parke ich den Wagen am alten Hafen und spaziere durch die Fußgängerzone, vorbei an kleinen Tavernen bis zu einem markant hervorstechenden Felsen. Ich habe von einer neuen Beach Bar namens Karnagio gehört, die erst im Juni 2015 eröffnet hat. Tatsächlich: Bald höre ich Loungemusik, sehe Sonnenschirme und gemütliche Liegen. Da ein Schluck Olivenöl kein ausreichendes Frühstück ist, setze ich mich auf die Sonnenterrasse mit Blick aufs Meer und bestelle einen Obstsalat mit Honig und Zimt (6 Euro) sowie einen Freddo Cappuccino (3,50 Euro). Der eisgekühlte Kaffee mit viel Milchschaum ist seit Jahren das In-Getränk der Griechen. Beach Bars sind übrigens an vielen Stellen in Thassos zu finden. Bei den meisten benutzt ihr Liegen und Sonnenschirme kostenlos, wenn ihr etwas konsumiert.

Beliebte Sandstrände – und mein eigener Kiesstrand

Gestärkt geht es bald weiter in Richtung Südosten, die kurvige Straße schlängelt sich durch Wälder, üppiges Grün und über Berge. Ich passiere zwei der schönsten Sandstrände der Insel: Golden Beach und Paradise Beach. Das Wasser ist kristallklar, aber für meinen Geschmack ist hier etwas zu viel los – weiter geht die Fahrt. Bald werden die Bäume weniger, die Insel felsiger und karg, nur mehr die Olivenbäume sorgen jetzt für etwas Grün. Kurz nach dem Kloster Archagelos (knapp 40 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Limenas), das einsam auf einem Felsen über dem Meer thront, biege ich zum Strand Livadi ab. Dass es hier viel ruhiger zugeht, liegt vielleicht daran, dass ich hier auf Kies und nicht auf Sand gebettet liege. Das Wasser ist glasklar und erfrischend und ich lasse mich erstmal für ein paar Stunden hier nieder.

Schweinefleisch vom Spieß im Bergdorf

Zur Mittagszeit mache ich mich ins Bergdorf Theologos auf. Hier soll es einige traditionelle Tavernen geben, die am Spieß gebratenes Fleisch servieren. Beim Örtchen Potos biege ich rechts von der Küste ab in Richtung Inselinneres. Nach einer halben Stunde Fahrt ist das Bergdorf erreicht. Ich spaziere durch den Ort, in dem teils pittoreske, teils verfallene traditionelle Steinhäuser, manche sogar mit Steindächern, stehen.

Die Taverne Iatrou hat eine große Terrasse mit Blick über das Tal. Ich bestelle eine Portion Schweinefleisch vom Spieß (500 g, ca. 12 Euro) mit Tomatensalat. Das Essen ist wenig fettig, trotzdem zart und extrem gut gewürzt. „Wir würzen mit Oregano und Pfeffer, es dauert rund eineinhalb Stunden, bis das Schweinefleisch durch ist”, erzählt der Kellner, halb auf Deutsch, halb auf Englisch. Wer es noch traditioneller mag, sollte Ziege bestellen – immerhin begegnet ihr überall auf Thassos Ziegenherden.

Kleine Mutprobe: Sprung in den natürlichen Felsenpool

So auch, als es von Theologos zurück an die Küste geht. Ich muss – nicht das erste Mal auf dieser Inselrundfahrt – für die Ziegen am Straßenrand abbremsen. Wieder an der Küste, fahre ich wieder ein paar Kilometer zurück, bis ich auf ein Holzschild mit der Aufschrift „Giola“ treffe. Dort biege ich ab und folge der staubigen Piste, bis ich bei einem kleinen Strand mit einer Kantine anstehe. Der freundliche Wirt erklärt mir, dass ich zu weit gefahren bin und 100 Meter zurück muss, um dann rechts bergauf abzubiegen. Ich folge dem Weg und nach ein paar Minuten parke ich mein Auto inmitten von Olivenbäumen. Jetzt geht’s zirka 15 Minuten zu Fuß bergab. Und siehe da: Den natürlichen Swimmingpool, von dem ich gehört hatte, gibt es wirklich – ein mit Meerwasser gefülltes Loch, umgeben von Felsen. Ich wage es und springe ins kühle Nass. Nicht so wie andere, vom höchsten Felsen – acht Meter! – aber immerhin.

Sonnenuntergang und Ziegen-Gemeckere

Den Rest des Nachmittags verbringe ich am Felsenpool und schaue zu, wie sich Wagemutige ins Wasser stürzen. Am frühen Abend starte ich den Heimweg. Auf einem Parkplatz in einer Kurve kurz vor Skala Marion (ca. 20 Kilometer ab Giola) zwingen mich zwei Dinge zum Halten: erstens eine Ziegenherde, zweitens der Sonnenuntergang, der von hier oben besonders malerisch wirkt.

Muscheln und Fisch, direkt am Kiesstrand

Nach weiteren zehn Minuten Autofahrt halte ich kurz vor dem Örtchen Skala Kallirachis. Die einfache Fischtaverne „To Klisma“ schaut von außen unscheinbar aus. Dabei ist sie der perfekte Ort, um einen Tag wie diesen ausklingen zu lassen: Manche der Tische stehen direkt am Kiesstrand. Während die Sonne sich endgültig hinter dem Horizont verabschiedet, lasse ich den Tag mit gebackenen Zucchini, Miesmuscheln und frischem Fisch ausklingen.

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Maria Kapeller

Maria Kapeller, Jahrgang 1983, hat in Salzburg Kommunikationswissenschaft studiert und längere Auslandsaufenthalte in der Schweiz, London und Nordirland absolviert. Die letzte lange Reise dauerte fünf Monate und führte nach Asien, Australien und Neuseeland. Sie ist freie Texterin und (Reise)-Journalistin.