Wilde Weite, kraftvolle Orte: Streifzüge auf Kreta

Die engen Serpentinen meistere ich so tiefenentspannt, wie ich mich von Anfang an auf der Insel fühle. Die Straße ist gut ausgebaut, es gibt jetzt, Ende September, kaum Gegenverkehr und ich kurble eifrig am Lenkrad meines kleinen Mietwagens. Raubvögel breiten weit ihre Schwingen aus über majestätischen Gipfeln.

Mindestens einmal im Jahr gönne ich mir eine Reise ganz auf eigene Faust. Nachdem ein Kreta Urlaub schon lange auf meinem Zettel stand, habe ich einen Flug nach Heraklion gebucht und eine Woche im Nordosten sowie fünf Tage im zentralen Süden der Insel verbracht. Ganz wichtig: der Mietwagen, der mich die Insel erforschen ließ.

Die Lassithi-Hochebene: Weites Grün umgeben vom Dikti-Gebirge

Hinter jeder Kurve eröffnen sich neue traumhafte Blicke auf die Gebirgslandschaft unter strahlend blauem Himmel. Meine Fahrt führt zum Lassithi-Plateau, einer fast kreisrunden, fruchtbaren Ebene im Osten Kretas. Kristallklare Luft empfängt mich in über 800 Metern Höhe in den schönen windmühlengeschmückten Bergdörfern.

Ich will Kreta entdecken, aber langsam und zwanglos. So spare ich mir für dieses Mal, die wohl wichtigste Sehenswürdigkeit der Lassithi-Ebene: Die Zeushöhle bei Psychro, die sich nach einem Fußmarsch oder einem Ritt auf dem Rücken eines Esels besuchen lässt. Ich werde wiederkommen, dann werde ich sie in Begleitung besichtigen!

Ein köstliches Mahl bei Sonnenuntergang

In der Bergluft bin ich hungrig geworden. Über das sehr authentische kretische Städtchen Neapoli fahre ich nach Milatos Beach. Hier habe ich mir die Meltemi Taverna ausgesucht, die ganz am östlichen Rand des beschaulichen Dorfes liegt und damit den optimalen Platz zum Genuss des Sonnenuntergangs bietet. Mit so leckerem Essen habe ich aber gar nicht gerechnet. Die erwärmten, hausgemachten gefüllten Weinblätter und Zucchiniblüten sind ein Gedicht. Nie mehr werden mir die Dosen-Exemplare schmecken! Der Preis des frischen Fisches (15 €) bekomme ich vorher verraten, was wichtig und fair ist, denn man kann bei Preisen nach Gewicht auch einen kleinen Schock erleben. Einen Nachtisch und einen ordentlichen Schluck Raki gibt’s gratis. Wäre es nicht schon zu spät, könnte ich auch noch auf den kostenlosen Sonnenliegen der Taverne träumen. Ein echter Tipp!

Noch eine Tour: Spinalonga und Mirabello-Bucht

Die beste Vorbereitung auf einen Besuch der Insel Spinalonga ist der Roman „Die Insel der Vergessenen“ von Victoria Hislop. Von Plakas, nördlich von Agios Nikolaos, fahre ich auf einem der Boote im stürmischen Wind zur ehemaligen Leprakolonie in einer venezianischen Festung (Bootsfahrt hin und zurück 8 €, Eintritt auch 8 €). Ein beeindruckender Ort mit sehr besonderer Geschichte! Ich bin früh gestartet und erlaube mir danach die sensationellen Farben der Mirabello-Bucht in Augenschein zu nehmen, so viele Schattierungen tiefsten Blaus, die sich fotografisch kaum einfangen lassen. Ich nehme sie auf meiner Seele mit, ebenso wie eine tiefe, neue Kreta-Liebe!

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Bärbel Bimschas

Bärbel Bimschas hat häufig Fernweh. Reisen macht sie glücklich und frei. Hin und wieder braucht sie auch eine Reise ganz für sich allein - es ist so wunderbar, auf eigenen Wegen die Welt zu erkunden. Mit ihrem Reiseblog www.frau-auf-reisen.de versucht sie auch andere Frauen (und Männer) dazu zu ermuntern. Lieblingsorte hat sie am Atlantik (Kanaren, Portugal, Marokko) gefunden, aber auch der türkischen Ägäis und neuerdings unbedingt Kreta gehört ihre Sehnsucht. Und all den vielen anderen wunderbaren Zielen, die es noch zu entdecken gilt. Gebunden ist sie derzeit an ihre hauptberufliche Tätigkeit als Geschäftsführerin einer Jugendbildungsstätte im Rhein-Main-Gebiet. Soweit es die Zeit zulässt, arbeitet sie außerdem als freie Texterin und Autorin.