Toskana – die Reise zum Besonderen

Toskana – Orte voller Geschichten

John hat seine Mühe, Charlie den Berg hochzuziehen – die Toskana ist nun einmal ein hügeliges Fleckchen Erde. Die Städte Florenz, Pisa, Lucca, Pistoia, Livorno und Siena liegen alle nur wenige Kilometer auseinander und bieten genug Programm für drei Urlaube. Um nur wenig fahren zu müssen, habe ich mich für eine Unterkunft im Herzen der toskanischen Berglandschaft entschieden. In 700 Metern Höhe herrschen auch Mitte August angenehme Temperaturen. Vor mir eröffnet sich ein Panoramablick über die toskanische Tiefebene. Vor allem nachts scheinen die vereinzelten Lichter der dünn besiedelten Region den Blick bis zum Rand des italienischen Stiefels zu lenken.

Charlie ist übrigens der betagte Zwei-Mann-Wohnwagen unserer Nachbarn und John mein Citroën Xsara – mit seinen 9 Jahren gut 30 Jahre frischer als Charlie. Zu dem Namen hat mich John Steinbecks „Meine Reise mit Charlie“ inspiriert. Charlie ist darin ein schwarzer Pudel, der mit Herrchen John eine mehrmonatige Amerikareise unternimmt.

Apropos Geschichten: Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, etwas über meine zukünftigen Urlaubsziele zu lesen. Die Toskana mit ihrer pittoresken Landschaften ist Kulisse vieler spannender Romane und Krimis.

Die unzerstörbare Tür

Als Erstes führt mich ein Fantasyroman („Die Prophezeiung von Tandoran“) zum Dom Santa Maria Assunta in Pisa. Dort soll sich ein Bronzetor aus dem 12. Jahrhundert nach Christus am Südeingang des Doms befinden, welches wie durch ein Wunder als einzige Tür einen Großbrand im Jahre 1595 überstanden hat. Auf meinem Weg um den Dom herum bemerke ich, dass die Steine des Domes mit völlig unzusammenhängenden Zeichen versehen sind. Verbirgt sich dahinter eine Art Geheimcode? Eine Geschichte aus der frühen Christenheit?

Der deutschsprachige Guide Christopher klärt mich über den profanen Hintergrund des Zeichengewirrs auf: Offenkundig haben die sparsamen Dombauleute zunächst andere Gebäude abgetragen und das Baumaterial zum Bau des Doms verwendet. Interessant sehen die mysteriösen Zeichen trotzdem aus. Kurz überlege ich, ob sich hieraus nicht ein geheimnisvoller Thriller schreiben ließe. Ich verwerfe den Gedanken und schlendere weiter zum Tor.

Am Portal Porta di San Ranieri angekommen muss ich feststellen, dass hier nur eine verblüffend genaue Nachbildung des geheimnisvollen Tors zu sehen ist. Das Original mit den Szenen aus dem Leben Christi befindet sich zurzeit in einer Restaurationswerkstatt.

In genanntem Fantasyroman verbergen sich auf der Tür Hinweise auf ein verschollenes Artefakt. Ich vergleiche die Skizzen auf der Tür mit den Beschreibungen im Buch und muss erkennen: Der Autor hat sich an die Realität gehalten. Ich bin zufrieden.

Baden wie Gott in Italien

Während ich die filigranen Skulpturen an der Tür bewundere, belausche ich das Gespräch eines jungen Paares. Sie wollen den Nachmittag nur 20 Minuten entfernt am Strand von Tirrenia verbringen. Ich beschließe, dem Tipp zu folgen, und werde reich belohnt: Der Sandstrand ist von strahlendem Weiß und das Wasser glitzert in tiefstem Mittelmeerblau. Dank eines kräftigen Windes lässt auch der Wellengang nichts zu wünschen übrig. Ich fühle mich wie auf einer griechischen Insel.

Die Welt des Leonardo

Meine Strandlektüre ist ein Roman über Leonardo da Vinci. Die Toskana ist voll von Spuren des Universalgenies. Ich entscheide spontan, auf dem Rückweg in seinem Heimatort Vinci vorbeizuschauen. Zu meinem Glück ist das „Museo Leonardiano“ noch geöffnet. Anhand funktionstüchtiger Miniaturmodelle bietet es faszinierende Einblicke in den Ideenreichtum des Wissenschaftlers und Tüftlers. Im ersten Stock findet sich unter der Decke das Modell eines Ein-Mann-Flugzeuges. Die Flügel erinnern mich an die eines kleinen Drachens. Ob der Erfinder sich seine Inspiration aus der Welt der Mysterien und Sagen holte?

Auf der Rückfahrt kapituliert die Kupplung von John vor der bergigen Strecke und löst sich in Form einer Dampfwolke im Motorraum auf. Die nächsten zwei Tage sind trotz redlicher Bemühungen der örtlichen Werkstatt autofrei. So bleibt mir mehr Zeit im Liegestuhl. Es gilt, neue Geheimtipps in den Geschichten aus der Toskana zu entdecken!

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Peter Bödecker