Abfahrt zum Flughafen
Endlich ist der Tag gekommen. Der Urlaub steht an. Nur wartet der Flieger eben nicht – und schon wird Stress- zu Streitpotential. Nämlich dann, wenn ein Partner gern in Richtung Flughafen aufbrechen möchte, um nicht in Verzug zu geraten, der andere sich dagegen Zeit lässt. Letzte Feinjustierungen am Gepäck. Hier hat er noch etwas vergessen, dort muss er noch etwas prüfen. Ein lautes Wort. Zwei. Drei. Streit…
Der Expertenrat:
„Treten Sie ruhig und bestimmt auf. Mahnen Sie kurz, dass es jetzt wirklich Zeit ist, zum Flughafen zu fahren. Lassen Sie beim Packen lieber etwas weg, als den Flug zu verpassen und ganz auf den Urlaub zu verzichten. Idealerweise planen Sie alles und stimmen sich im Vorfeld ab. So kommt es meist gar nicht zu einem solchen Szenario.“
Ungewohnte Zweisamkeit
Die Arbeit. Der Nachwuchs. Dazu Freunde, vielleicht der Sport – im Alltag bleibt Paaren bei all den Aufgaben und Terminen nicht viel Zeit für intensive Kommunikation. Im Urlaub sieht das im Idealfall ganz anders aus. Endlich Zeit füreinander. Von morgens bis abends. Verbringen wir plötzlich 24 Stunden miteinander, steigt aber auch das Konfliktpotenzial. Plötzlich ärgern uns Dinge, die uns vorher gar nicht aufgefallen sind oder die uns vorher – sprich: weniger geballt – überhaupt nicht gestört haben (z. B. Trödeln). Und jetzt?
Der Expertenrat:
„Den Partner pausenlos um sich zu haben, mag Ihnen wie eine Herausforderung erscheinen. Sehen Sie die Zeit vielmehr als Chance, sich intensiver miteinander zu befassen als sonst. So sind Sie ganz beim Partner und dessen Bedürfnissen. „Gut miteinander umgehen“ lautet das Motto – aber natürlich nicht nur im Urlaub. Denn eine gute Beziehung braucht Kommunikation. Üben Sie sie deshalb bereits zuhause. Tauschen Sie sich regelmäßig aus und erklären Sie einander, was Ihnen jeweils wichtig ist. Das lässt sich auf den Urlaub übertragen.“
Unterschiedliche Vorstellungen
Der eine will, der andere will. Nur wollen beide nicht dasselbe. Hier Sporturlaub, dort Entspannung. Hier Kultur, dort Shoppingurlaub. Unterschiedliche Vorstellungen sind normal, führen aber gerade im Urlaub schnell zu Konflikten, wenn keine Einigung in Sicht ist.
Der Expertenrat:
„Oft wird der Anspruch auf Erholung ganz unterschiedlich definiert. Dann geht es um gegenseitige Rücksichtnahme. Darum ist es wichtig, bereits im Vorfeld zu erkennen, was der jeweils andere für einen gelungenen Urlaub benötigt, um dann gemeinsam eine schöne Zeit zu verleben. Stimmen Sie die Urlaubsplanung deshalb auf Ihrer beider Bedürfnissen ab. Sind die Vorstellungen zu unterschiedlich, kann man für einen Urlaub auf den einen und beim nächsten auf den anderen eingehen. Möchte beispielsweise einer im Urlaub Tennis spielen, der andere ans Meer, besteht zudem die Möglichkeit, dass sich ein Partner vor Ort einen Tennispartner sucht, während der andere baden geht. Sprechen Sie derlei Pläne aber vor dem Urlaub ab.“
Der Urlaub verläuft nicht wie geplant
Natürlich haben Sie vor dem Urlaub ein Traumszenario vor Augen. Hotel, Essen, Gespräche, Urlaubsort, die Menschen und der Strand – alles soll, alles wird perfekt sein. Hin und wieder entfernt sich die Realität dann allerdings doch von der Idealvorstellung. Auch im Urlaub. Beispielsweise stellt sich das Restaurant am Strand oder in der Innenstadt doch nicht als authentische Urlaubserfahrung mit einheimischen Spezialitäten heraus. Das schafft Ärger – der sich mitunter am Partner entlädt.
Der Expertenrat:
„Bewahren Sie zunächst einen kühlen Kopf und suchen Sie die Schuld keinesfalls beim Partner. Unternehmen Sie stattdessen gemeinsam beispielsweise einen kurzen Ausflug an einen schönen Ort der Umgebung und machen Sie das Beste aus der Situation. Grundsätzlich gilt ohnehin: Je höher die Erwartungen, desto schwerer sind sie zu erfüllen. Höchste Erwartungen können in der Realität meist nur enttäuscht werden. Den Partner allein für die Enttäuschung eigener Erwartungen verantwortlich zu machen, führt zu noch mehr Stress.“
Zu hohe Erwartungen an den Partner
Vielleicht haben Sie den Urlaub als Chance wahrgenommen. Als Chance, wieder intensiver, tiefgründiger mit dem Partner zu sprechen. Am Urlaubsziel angekommen, bleiben intensive Unterhaltungen dann aber weitestgehend aus. Der Partner möchte entspannen, lesen, baden, Sport treiben, Schlaf nachholen. Dabei hatten Sie mit mehr Nähe gerechnet.
Der Expertenrat:
„Im Vergleich zum Alltag vereinfacht der Urlaub das Führen intensiver Gespräche oder das Finden von Nähe nicht. Definieren Sie deshalb Im Vorfeld klar, was beide im Urlaub voneinander erwarten. Denn Gespräche, die im Alltag nie geübt wurden und stattgefunden haben, gehen im Urlaub nicht plötzlich leicht von der Hand. Klären Sie vorher ab, dass Sie den Urlaub für intensive Unterhaltungen nutzen möchten, schenken Sie sich und Ihrem Partner die Möglichkeit, sich langsam – auch zuhause – an diese Art der Kommunikation zu gewöhnen.“
Einer ist nicht bereit für den Urlaub
Gerade erst ist die Bürotür ins Schloss gefallen, da geht es bereits in den Zug Richtung Flughafen und von dort direkt in den Urlaub. Mit im Gepäck: die Arbeit. Der Stress. Vor Ort reizen ständig der Blick in die E-Mails und der schnelle Anruf im Büro. Abschalten funktioniert nur bedingt – und Partner und die Familie reagieren irgendwann (zurecht) mehr als genervt.
Der Expertenrat:
„Gönnen Sie sich vor dem Urlaub zunächst einen zusätzlichen Tag zu Hause. Ist die Arbeit dennoch auch im Urlaub stets präsent, ist dies das größte Gift für den Urlaub. Nur der komplette Abstand von E-Mails und Projekten hilft, voll zu regenerieren, sich zu erholen und danach wieder komplett belastbar zu sein. Interveniert die Arbeit ständig mit dem Urlaub, stellt das Paare vor eine nahezu unlösbare Aufgabe. Zumal auch die Leistungsfähigkeit im Job unter zu wenigen Auszeiten leidet. Deshalb sollte der Betroffene seinem Partner und seiner Gesundheit zuliebe mit seinem Vorgesetzten sprechen und Klarheit schaffen.“