Schluchtenabenteuer auf Kreta

Eine Wanderung durch die berühmte Samaria-Schlucht gehört zu einem Kreta Aufenthalt wie die Akropolis zu Athen – heißt es. Finde ich persönlich aber nicht. Oder möchten Sie im „Gänsemarsch“ mit rund 4.000 anderen Touristen laufen? Das eigentliche Naturwunder verliert dann sofort an Charme.

Kreta hat noch so viel mehr und unbekannte Schluchten zu bieten, in denen teilweise keine Menschenseele anzutreffen ist. So wie die Kourtaliotiko-Schlucht in der Nähe von Koxare. Zwischen den Felswänden fließt der Megalopotamos, welcher beim Strand von Preveli ins libysche Meer mündet und während der Wanderung für Erfrischung sorgt. Und das Beste: Sie brauchen keinen Eintritt zu zahlen und müssen auch kein Trekking-Experte sein, um die Halbtagestour auf eigene Faust zu gehen. Allerdings brauchen Sie wasserfeste Schuhe. Feucht kann es beim Überqueren der Bäche durchaus werden.

Wanderung durch die Kourtaliotiko-Schlucht

Ich erreiche den Einstieg in die Schlucht über die Straße, die von Spili nach Rethymnon führt, welche ich rund sieben Kilometer später Richtung Koxare verlasse. Drei Kilometer hinter dem Ort führt die Route eindrucksvoll durch die enge Schlucht und später als Schotterstraße weiter zum Preveli-Strand. Für mich ist jedoch die Fahrt hier zu Ende und ich parke meinen Mietwagen auf einem Parkplatz an der Straße, von dem ein kleiner Fußweg hinab in die Schlucht führt. Immer tiefer geht es hinab ins Flusstal, das dicht bewachsen ist mit Palmen, Eukalyptusbäumen und Oleander.

Zunächst mache ich mich flussaufwärts auf den Weg, um die Quelle des Megalopotamos zu erreichen. Was ich zu dem Zeitpunkt nicht weiß: Das Wasser verschwindet rund drei Kilometer höher in einer Höhle. Mitten in der Höhle entspringt der Fluss in einem Wasserfall von etwa vier Metern aus der Höhlendecke. Das eiskalte Flusswasser bildet in der Höhle einen erfrischenden natürlichen Pool, den ich ganz für mich alleine habe. Ein Grund mehr, warum sich dieser kleine Umweg lohnt.

Nach einem erfrischenden Bad führt mich mein Weg nun flussabwärts – manchmal rechts neben dem Bach, manchmal links neben dem Bach, jedoch größtenteils im Flussbett. Ein Weg ist selten zu erkennen, auch Beschilderungen gibt es keine. Das ist aber auch nicht so schlimm, da ich – solange ich immer dem Fluss folge – automatisch irgendwann am Preveli-Strand ankomme.

Während ich so durch das Flussbett wate, fühle ich mich ein bisschen so wie auf einer Dschungelexpedition. Die Landschaft in der Schlucht ist komplett naturbelassen. Das türkise, klare Wasser ist Lebensraum zahlreicher Fische und kleiner Krebse, die vor meinen Füßen Reißaus nehmen. Die blühenden Oleanderbäume ragen teilweise bis weit über das Wasser hinaus. Und immer wieder fließt ein kleiner Wasserfall die moosbehangenen Schluchtenwände hinab.

Das Kloster Moni Preveli

Die nächsten zwei Stunden vergehen wie im Flug und ich erreiche das Kloster Moni Preveli (Eintritt: 3 Euro), das sich auf halber Höhe der Schlucht befindet. Wer genug vom Abenteuer hat, kann die Wanderung hier beenden oder in der angrenzenden Taverne einen Mittagsimbiss zu sich nehmen.

Weiter führt der Weg, der jetzt auch eindeutiger als solcher zu erkennen ist, durch die immer schmaler werdende Schlucht. Ein bisschen ärgere ich mich, dass ich keinen wasserdichten Rucksack dabei habe – denn oft geht mir das Wasser, durch das ich waten muss, bis zur Hüfte.

Entspannung am Preveli-Strand

Doch es geht alles gut, und ich erreiche nach insgesamt fünf Stunden Fußweg den palmenumsäumten Preveli-Strand, der an sich schon einen Besuch wert ist. An der Flussmündung hat sich eine kleine Hippiekommune angesiedelt, die einen Tretbootverleih und eine kleine Strandbar betreibt. Ich kann es jetzt kaum erwarten, ein erfrischendes Bad in den Fluten des Meeres zu nehmen. Erst weit nach Sonnenuntergang lasse ich mich von einem Taxifahrer am Strand abholen und zurück zu unserem Mietwagen bringen.

Noch ein Tipp: All denjenigen, die nicht so gut zu Fuß sind, empfehle ich den Preveli-Strand zu besuchen und von unten ein Stückchen in die Schlucht hineinzuwandern. Gerade die letzten Meter vor dem Strand sind hier besonders spektakulär und meiner Meinung nach ein absolutes Must-See abseits der Massen für jeden Kreta-Urlaub.

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Jana Zieseniß