Roadtrip auf der deutschen Route 66: Die Schwarzwaldhochstraße

Was haben die Panamericana, die Route 66 und die Ringstraße in Island gemeinsam? Sie alle wecken unsere Lust nach Freiheit und Abenteuer. Roadtrips stehen für individuelles Reisen und für die unbegrenzten Möglichkeiten, jederzeit anhalten zu können, wo es uns gefällt. Aber bevor ihr jetzt recherchiert, wie ihr euer Auto nach Chicago verschiffen könnt oder was ein Mietwagen in Südamerika kostet, habe ich einen Tipp für euch, der sich ganz problemlos für den nächsten Wochenendtrip eignet: die Schwarzwaldhochstraße.

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Mehr als nur Wandern

Der Schwarzwald ist viel mehr als nur eine Destination für gemütliche Wanderer. Durch ihn führt auch die berühmte Panoramastraße von Baden-Baden nach Freudenstadt (B 500). Bereits 1930 cruisten hier die ersten Autos gemächlich über die Schwarzwaldhügel und auch heute hat die Route nichts von ihrer Faszination verloren. Natürlich könnte ich die Strecke wunderbar mit dem eigenen Auto zurücklegen, aber ich mag es ein wenig authentischer und miete mir in Durbach einen Oldtimer. Helene, ein MG TD Roadster aus dem Jahr 1953, wird mich auf meinem Trip begleiten (Kostenpunkt: knapp 200 Euro für 4 Stunden – nicht billig, aber der Spaß ist es mir wert). Ohne Servolenkung und Bremskraftverstärker werden die 60 Kilometer zu einem großen Abenteuer. Von meinem Startpunkt in Durbach führt mich meine Route nach Zell-Weierbach und Oberkirch, dann entlang der Schwarzwaldhochstraße bis Baden-Baden und schließlich über die Badische Weinstraße zurück nach Durbach. Insgesamt macht das eine Strecke von rund 170 Kilometern, die ich auch mit einem Oldtimer gemütlich an einem Tag zurücklegen kann – inklusive Rast und Foto-Pausen.

Zwischen Weinbergen und Tannenwäldern

Bereits in Durbach verlasse ich die befahrene Hauptstraße und manövriere das Auto auf kurvigen Nebenstraßen durch die Weinberge. Dabei muss ich daran denken, was diese vier Räder in ihrem „Leben“ schon alles gesehen haben. Denn der MG TD Roadster, der mich mit leichtem Knattern durch den Schwarzwald trägt, hat schon einige Jahre auf dem Buckel. Und doch unterscheidet sich das Auto kaum von den heutigen Modellen. Schon nach ein paar Minuten haben der MG und ich uns aneinander gewöhnt. Wer braucht schon 400 PS, wenn 53 Pferdestärken mehr Stil versprechen und auch besser zur Natur passen? Helene verdonnert mich zur Langsamkeit. Und das ist auch gut so, denn sonst wäre ich wohl an einigen Aussichtspunkten achtlos vorbeigefahren. Wer sich auf das Abenteuer Schwarzwald einlässt, sollte ohnehin Zeit und Ruhe mitbringen.

Wie ich es noch von klassischen Ausflügen aus meiner Kindheit kenne, habe ich mir für diesen Tag ein vielfältiges Picknick eingepackt. Belegte Brote, Obst und Gemüsestifte auf einem kleinen Rastplatz mitten im Grünen schmecken doch bei schönem Wetter am allerbesten. In den Weinbergen unterhalb von Oppenau habe ich schließlich den perfekten Platz dafür gefunden. Von einer hölzernen Sitzgruppe aus lasse ich bei meinem Picknick die Landschaft wirken. Kaum andere Autofahrer verirren sich hierher, nur ein paar Wanderer kreuzen hin und wieder meinen Weg. Wer lieber leckere deutsche Küche genießen möchte, wird im Restaurant Rebstock direkt in Oppenau fündig – auch perfekt, wenn sich das Wetter mal nicht von seiner besten Seite zeigt. Das Restaurant ist besonders bekannt für seine fangfrischen Forellen, die direkt aus dem hauseigenen Bach gefischt werden.

Unterwegs auf der Panoramaroute

Zehn Kilometer hinter Oppenau geht es dann endlich auf die Panoramaroute. Aus Weinbergen werden Tannen, aus warmer Sommerluft eine kühle Brise. Auf mehr als 1.000 Metern Höhe führt mich die Straße. Besonders schön ist die Aussicht vom Studentenfelsen, einer Aussichtsplattform, die gut ausgeschildert und in nur wenigen Minuten von der Straße aus erreichbar ist. Seine markante Felswand ragt hoch über die Lierbachschlucht hinaus. Der Sage nach soll sich hier ein Student aus Straßburg in eine junge Frau aus dem fahrenden Volk verliebt haben. Als Zeichen seiner Liebe schenkt er ihr einen Ring. Als ihr dieser von einem Raben auf dem Felsen gestohlen wird, macht sich der Student auf die Suche nach ihm und stürzt bei dem Versuch, den Ring aus dem Rabennest zu nehmen, ab. Während seine Liebste nach ihm Ausschau hält, verliert sie das Bewusstsein und fällt ebenfalls in die tosende Schlucht. Dieser tragischen Geschichte verdankt der Felsvorsprung seinen heutigen Namen.

Pause am Mummelsee

Ebenfalls zu einer Pause lädt der Mummelsee ein, den ich rund 20 Kilometer später erreiche. Bei einem kleinen Spaziergang an seinem Ufer vertrete ich mir die Beine und atme tief die klare Luft ein, welche den Hochschwarzwald schon seit Jahrhunderten zu einem beliebten Urlaubs- und Naherholungsgebiet macht. „Das Schöne liegt oft so nahe“, denke ich, während ich auf Holzbohlenpfaden durch das Hochmoor und den dichten Tannenwald schlendere und meinen Blick über die fast tiefschwarzen Wellen des Sees schweifen lasse.

Als ich die Schwarzwaldhochstraße in Baden-Baden wieder verlasse, fühle ich mich, als wäre ich mit einem Schlag wieder ins 21. Jahrhundert katapultiert worden. Nur Helene erinnert mich noch daran, dass mein Abenteuer noch nicht zu Ende ist. Ich widerstehe der Versuchung, die guten Einkaufsmöglichkeiten der Stadt auszukundschaften, und fahre stattdessen weiter durch die Weinberge zurück zu meinem Ausgangspunkt. Als ich schweren Herzens die Autoschlüssel wieder abgebe, weiß ich, dass dieses Abenteuer für immer eines der tollsten bleiben wird, die ich je erlebt habe. Der Nordschwarzwald bietet einfach die perfekte Kombination aus rauen Tannenwäldern und lieblichen Weinbergen und ist mit seiner abwechslungsreichen Landschaft sowie zahlreichen Einkehrmöglichkeiten perfekt für einen Roadtrip, der ganz sicher der Route 66 Konkurrenz machen könnte. Und dafür musste ich nicht einmal um die halbe Welt reisen. Das Abenteuer liegt eben oft viel näher, als wir denken.

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