Paris: Straßenkünstler und Flohmarkt

Die Sonne scheint auf die Wiesen vor Sacré-Cœur. Der Himmel ist, bis auf ein paar zerpflückte Wolkenfetzen, strahlend blau. Auf den Bänken wird erzählt, Kaffee getrunken und gelesen. Der leichte Wind weht Kinderstimmen vom Karussell herüber. Was für ein Start in den Tag!

Als ich mich von der Bank erhebe, kommt ein junger Mann auf mich zugerannt, um mir Wollfäden zu verkaufen. Ich bin gespannt, welche Geschichte er diesmal auf Lager hat. Beliebt ist die Version, dass die Fäden die Eintrittsbändchen sind, ohne die das Gelände der Sacré-Cœur nicht betreten werden darf. Der Mann ist jedoch nicht allzu aufdringlich und dreht sofort ab, als er merkt, dass ich diese Masche kenne. Ein Wasserverkäufer, der Leitungswasser, abgefüllt in aus dem Müll gesammelten Flaschen verkauft, sieht das und versucht es gar nicht erst. Neinsagen können ist wichtig in Paris.

Ich schlendere in Richtung der kleinen Gassen von Montmartre, zwei Minuten westlich von Sacré-Cœur. Hier brauche ich das „Nein“ gleich wieder, als mich ein paar Hütchenspieler überreden wollen, mein Glück zu versuchen. Zum Glück sind die Abzocker, die den Reisenden das Geld aus der Tasche ziehen wollen, die winzige Minderheit zwischen Unmengen von Künstlern, die ihre Staffeleien auf den Pflastersteinen der Gassen aufgebaut haben und Gemälde in den unterschiedlichsten Stilen anfertigen. Diese können auch gleich bei ihnen oder in einer der vielen Galerien erworben werden, die neben den Restaurants und Cafés die Straßen säumen.
Es duftet nach Quiche und Baguette. Der herzhafte Duft erinnert mich daran, dass ich noch gar nichts Richtiges gegessen habe. Ich besuche mein Stammbistro „La Boite aux Lettres“ in der Rue Lepic, die mehr wie eine kleine Seitenstraße wirkt als der Ort, an dem der Tourist ein gutes Restaurant erwarten würde. Weil das Lokal ein wenig versteckt liegt, ist es hier sehr ruhig. Gerade diese Ruhe macht hier aber den Reiz aus. Ich nehme an einem der kleinen runden Tische Platz und ordere ein köstliches Lachstatar. Der Koch richtet das Essen kunstvoll an. Nach rund 10 Minuten steht das köstlich aussehende Tatar in Form eines kleinen Türmchens in einem See aus beigefarbener Soße vor mir. Es schmeckt köstlich und ist zu einem Preis von rund 20 Euro für Pariser Verhältnisse recht günstig.

Nach dieser kulinarischen Verwöhnkur packt mich wieder der Tatendrang. Mit der Metro fahre ich Richtung Norden der Stadt. Hier möchte ich einen Ort besuchen, den bereits ein Millionenpublikum gesehen hat. Zumindest auf der Leinwand. Der Marché aux Puces ist als Sehenswürdigkeit noch weitgehend unbekannt. Als Filmkulisse für den Trödelmarkt in „Midnight in Paris“dürfte er jedoch dem ein oder anderen bekannt vorkommen.

Zugegeben, Trödelmärkte gibt es viele in Paris. Was diesen hier jedoch besonders macht, ist die schiere Größe. Kilometerlang ziehen sich die Stände der Trödler hin. Entlang der Hauptstraße wird der übliche Ramsch verkauft. Wenn ihr euch jedoch etwas tiefer ins Innere des Marktes wagt, findet ihr ein Eldorado für Flohmarktfans. Hier gibt es alles, was ihr euch nur vorstellen könnt und noch mehr. Neben Gemälden, Töpfen, alten Schlüsseln und Broschen finden sich hier auch Antiquitäten, Designermöbel aus Turbinen, ausgestopfte Tiere … Immer wieder entdecke ich neue Dinge, über deren Funktion und Gebrauch ich teils lange grübeln muss.

Wie viel Zeit ich beim Stöbern zwischen den kleinen Marktständen verbracht habe, wird mir erst bewusst, als die ersten von ihnen zu schließen beginnen. Zeit, mit den Eindrücken des Tages und ein paar kleinen Souvenirs zum Hotel zurückzukehren.

Urlaub Frankreich buchen

Jannis Riebschlaeger

Im Alter von vier Monaten bin ich zu meiner ersten Rucksack-Reise aufgebrochen. Ich war der Rucksack. Später in den Sommerurlauben zeigten mir meine Eltern die Vielfalt Europas. Ich war neugierig auf alles, was anders war, als zu Hause, bin jedem Käfer nachgekrabbelt und habe versucht, jede Pflanze zu bestimmen. Von meiner Neugier ist bis heute nichts verloren gegangen.