Ziemlich außer Atem blicke ich zurück: Unter mir schlängelt sich die Straße Richtung Süden, dahinter breitet sich das offene Meer aus. Nur noch ein paar Meter liegen zwischen mir und dem schönsten Aussichtspunkt auf den Lofoten. Ein letztes steiles Stück hinauf auf den Berg Reinebringen, dann ist es geschafft. Und mein Wanderführer hat nicht übertrieben: Das Panorama, das sich vor mir öffnet, macht mich sprachlos. Wie in einem Miniaturmuseum liegen 400 Meter unter mir die winzigen Häuser, Schiffe, Straßen und Brücken des Fischerdörfchens Reine. Hinter der geschützten Bucht schmiegt sich der tiefblaue Reinefjord an die schroffen Berge, die sich weit bis zum Horizont erstrecken. Da haben sich die recht anstrengenden anderthalb Stunden doch gelohnt.
Der Abschied von dieser traumhaften Aussicht fällt schwer, aber angesichts des anspruchsvollen Abstiegs, der noch vor mir liegt, bleibt mir keine Wahl. Halb klettere, halb rutsche ich den steilen Hang hinunter und stehe eine gute Stunde später wieder auf Meeresniveau. Nach dieser Halbtagestour bleibt genügend Zeit, mich noch weiter auf der südlichsten Hauptinsel der Lofoten, auf Moskenesøy, umzusehen. Denn auch wenn es von oben nicht so aussah: Die Lofotenwand besteht aus einer 120 Kilometer langen Kette von Inseln, die durch Brücken miteinander verbunden sind.
Urlaub in Norwegen buchenWale und Zimtschnecken
Jenseits des Hausbergs liegt das Dorf Reine, von vielen als der schönste Ort der Lofoten gelobt. Und tatsächlich: Die malerischen roten Rorbuer – Stelzenhäuser, die mit mindestens zwei Beinen im Wasser stehen – reihen sich am Ufer aneinander, Fischerboote spiegeln sich im glasklaren Wasser, und hinter alldem erheben sich die Berge schützend um das Dorf. Die beste Perspektive zum Fotografieren habe ich von der Brücke am Ortsrand. Und diese bietet noch einen weiteren Vorteil: Nicht selten schwimmen hier im Sommer Orkas auf der offenen See vorbei. Auch ich habe Glück. Es dauert nicht lange, bis die markanten Flossen aus dem Wasser auftauchen. Mit dem Fernglas beobachte ich fasziniert, wie die Schwertwale um ein Segelboot kreisen und auf Futter hoffen.
Ich bekomme ebenfalls langsam Hunger und fahre mit dem Wagen knapp zehn Kilometer bis nach Å, dem letzten Lofoten-Dorf auf der Straße Richtung Süden. Am Dorfplatz steuere ich direkt die über hundert Jahre alte Bäckerei an und komme genau richtig: Gerade wird ein Blech frisch gebackener Zimtschnecken aus dem betagten Backofen gezogen. Weil es so lecker duftet, kaufe ich zwei der köstlichen Gebäckstücke für je 25 Kronen (ca. 2,90 Euro) und verspeise sie direkt auf der gemütlichen Bank vor der Bäckerei.
Wissenswertes in zwei Museen
Gut gestärkt will ich nun ein bisschen mehr über die Insel lernen. In Å gibt es gleich zwei Gelegenheiten dazu: Zum einen das Fischerdorfmuseum, zu dem auch die Bäckerei gehört sowie darüber hinaus eine Schmiede, eine Trankocherei und mehrere Wohn- und Wirtschaftsgebäude. Für 50 Kronen (ca. 5,70 Euro) erhalte ich Einlass in die alten Häuser, die mit vielen wissenswerten Informationen aufwarten. Das zweite Museum im Ort ist dem Stockfisch gewidmet, einer Kabeljau-Spezialität der Lofoten. Für 60 Kronen (ca. 6,85 Euro) schaue ich mir eine Ausstellung über den Fang und die Verarbeitung des Fisches an.
Speisen unter der Mitternachtssonne
Nach soviel Geschichte wird es langsam Zeit fürs Abendessen. Der beste Platz in Å ist dafür das Restaurant „Lofoten“, direkt an der Brücke mit Blick aufs Wasser. Als Vorspeise wähle ich eine Fischsuppe für 110 Kronen (ca. 12,50 Euro) – denn frischeren Fisch als auf den Lofoten bekommt man schließlich nirgendwo. Und als Hauptspeise traue ich mich an den Stockfisch mit Schinken, Tomatenpesto und Kartoffelbrei für 320 Kronen (ca. 36,50 Euro), über dessen Zubereitung ich ja nun bestens informiert bin. Zusammen mit gebratenem Gemüse schmeckt er gar nicht so schlimm, wie er im Museum gerochen hat.
Nach dem Essen sitze ich noch lange auf der Terrasse des Restaurants und schaue den Möwen bei ihren Flugkünsten zu. Dunkel wird es hier oben im Norden ohnehin so schnell nicht – der Mitternachtssonne im Hochsommer sei Dank.