Meran von oben

Wie ein Adler auf das beschauliche Meran in Südtirol herabblicken? Diesen Traum will ich mir heute erfüllen. Nein, ich rede nicht von einem Rundflug, sondern einer gemütlichen Bergtour hoch über die Gipfel der Stadt. Dafür will ich mich zunächst stärken. Im Außenbereich des „Fino“, einem schicken Café, direkt an der Passerpromenade, frühstücke ich. Das Fino ist vor allem für die köstliche Sacher-Torte bekannt. Frühstück gibt es jeden Morgen von 7 bis 11Uhr. Die ideale Uhrzeit, um die ersten, kräftigen Sonnenstrahlen am plätschernden Wasser zu genießen.

Nach Croissant und Kaffee spüre ich die Lebensgeister in mir. Genug gefaulenzt! Ich mache mich auf zu meinem heutigen Ziel: Gasthof Hochmuth, hoch über den Dächern der malerischen Stadt in Südtirol.

Nüsse und Obst vom alten Markt

Ich schlendere ein Stück über die sonnenbeschienene Promenade. Entlang der Passer ist um diese Uhrzeit noch nicht viel los. Die kleinen Bars und Bistros, die die Promenade säumen, füllen sich erst abends mit Leben. Die Mode- und Schmuckgeschäfte der mittelalterlichen „Laubengasse“ ein paar Schritte weiter sind dagegen bereits gut besucht. Aber zum Shoppen bin ich nicht hier. Ich gehe die Gasse bis zu ihrem Ende, an dem sie auf den kleinen, idyllischen Marktplatz trifft. Drei rustikale, hölzerne Marktstände preisen hier ihre Waren an, hauptsächlich Nüsse, Marmelade, getrocknetes Obst und Pilze. Der ideale Proviant! Für meinen heutigen Ausflug kaufe ich mir eine große Tüte mit Nüssen und getrocknetem Obst.

Auf geht’s!

Auf der „Via Galilei“ kann ich schon den Sessellift sehen, dessen Eingang sich direkt neben einem knallgelben Restaurantgebäude befindet, das mit dem Schriftzug „Sissi Sissi Sissi“ wirbt. Die berühmte Kaiserin, die oft zur Erholung in Meran war, hat den Ort entscheidend geprägt. Sie war die Angelina Jolie ihrer Zeit und zog die Reichen und Mächtigen an, die hofften, sich in ihrem Glanze sonnen zu können. Mit dem Sessellift fahre ich bis ins Dorf Tirol, durch das ich zweieinhalb Kilometer sanft bergauf bis zur Station der eigentlichen Seilbahn wandere. Knapp 10 Euro kosten Hin- und Rückfahrt. Die Seilbahnfahrt ist ein Traum! Über die saftig grünen Weinhänge, vorbei an skurrilen Lehmpyramiden und „Burg Tirol“, die sich mit dem frühmittelalterlichen Baustil perfekt in die idyllische Landschaft einfügt, schwebe ich der Station „Hochmuth“ entgegen.

3D-Kino mit allen Sinnen

So lässt sich der Ausblick aus dem Liegestuhl der Aussichtsterrasse des Gasthofes beschreiben. Die Liegestühle sind fast immer frei, weil sich der Zugang zu der Terrasse, die etwas höher liegt als die Bierbänke und Tischreihen, versteckt hinter Büschen an der rechten Seite des Zaunes befindet. Einfach atemberaubend! Vor mir liegt Meran. In der Ferne ist Bozen zu erkennen. Ein Ausblick, der mir die Sprache verschlägt.

Unterhalb des Gasthofes liegt ein Hang, auf dem sich Paraglider in die Lüfte schwingen, um sanft hinab ins Tal zu schweben. Für 100 Euro kann man als Tandempassagier gleich mit zurück gleiten. Ich begnüge mich jedoch damit, ihnen von oben zuzuschauen. Langsam macht sich Hunger bemerkbar, weshalb ich mich nun doch an einen der Tische setze. Der Gasthof ist bekannt für seine deftigen Omelett-Spezialitäten. Genau das Richtige! Den Nachtisch verschiebe ich auf später. Erst einmal vertrete ich mir etwas die Beine.

Der Meraner Höhenweg, der direkt hinter dem Gasthof beginnt, ist nichts für schwache Nerven. Steil fällt der Hang neben dem schmalen, aber gut begehbaren Weg ab. Umso spektakulärer ist die Aussicht. Der Meraner Höhenweg ist eigentlich ein mehrtägiger Rundweg, bei dem man Südtirol auf eine ganz besondere Weise kennenlernt. Nach einer Stunde kehre ich allerdings um. Obwohl es denselben Weg zurückgeht, bin ich überrascht, wie viele neue Details ich noch in der Landschaft entdecke. Langweilig wird es auf keinen Fall!

Die Bewegung regt den Appetit erneut an. Zeit für den Nachtisch!
Einen großen Apfelstrudel und einen Eiskaffee mit Sahne und Schokoladenstückchen gönne ich mir diesmal. Ich muss mich beim Essen etwas beeilen, denn ich habe beim Wandern ganz die Zeit vergessen, und nun ist es bereits Nachmittag. Mit der Abfahrt der letzten Seilbahn um 17 Uhr wird es hier oben schlagartig leer. Auch für mich geht es mit ihr wieder bergab. Die ganze Fahrt über träume ich davon, einmal länger als die anderen hier oben zu bleiben. Ich nehme mir fest vor, wiederzukommen, mir ein Zimmer zu nehmen und vom Balkon aus zuzuschauen, wie die Berggipfel von den letzten Strahlen der Sonne in goldenes Licht getaucht werden.

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Jannis Riebschlaeger

Im Alter von vier Monaten bin ich zu meiner ersten Rucksack-Reise aufgebrochen. Ich war der Rucksack. Später in den Sommerurlauben zeigten mir meine Eltern die Vielfalt Europas. Ich war neugierig auf alles, was anders war, als zu Hause, bin jedem Käfer nachgekrabbelt und habe versucht, jede Pflanze zu bestimmen. Von meiner Neugier ist bis heute nichts verloren gegangen.