Lanzarote: Ein Tag im Süden der Insel

Nirgendwo wird der vulkanische Ursprung der Insel so deutlich wie dort, wo die Lava ins Meer geflossen ist. Mit dem Mietwagen geht es von Playa Blanca aus gut 10 Kilometer Richtung Norden, nach Los Hervideros, was so viel heißt wie „das Aufwallen“ oder „das Sprudeln“. Die Frage nach dem Warum erübrigt sich sofort: Die Wellen, die an den schwarzen Lavasäulen brechen, schießen als meterhohe weiße Fontänen empor und „duschen“ an windigen Tagen sogar die Zuschauer auf den Klippen.

Heute ist das Meer jedoch ruhig und ich kann trockenen Fußes zur etwas tiefer gelegenen Aussichtsplattform klettern. Da sie sich auf einer vorgelagerten Felsnase befindet, habe ich einen tollen Blick auf die steilen Klippen. Die Gewalt des Wassers formt Grotten und Tunnel, seit einige Vulkanausbrüche vor rund 200 Jahren diese Landschaft modelliert haben.

Farben der Insel

Damals wurde fast der komplette Südwesten der Insel mit Lava bedeckt. Wer daher glaubt, die Landschaft wäre eintönig grau-schwarz, der liegt falsch. Durch die enthaltenen Mineralien und verschiedenen Gesteinssorten sind fast alle Farben vertreten, von einem bläulichen Schimmer, über Grün, bis hin zu einem tiefen Rot.

Vorbei an einem dieser rostig roten Vulkane geht es mit dem Auto weiter Richtung Osten. Bevor ich die Küstenstraße verlasse, lege ich noch einen kleinen Stopp ein. Die meisten bekannten Badestrände auf Lanzarote bestehen aus feinem weißen Kalksand. Zwischen den Lavafelsen finden sich jedoch auch immer wieder kleine, versteckte Buchten mit pechschwarzem Sand. So auch hier, ein kleines Stück nördlich von Los Hervideros. Der Strand scheint unwirklich. Ich bin den weißen Sand so gewöhnt, dass mir dieses intensive Schwarz wie eine Fata Morgana vorkommt. Ich könnte stundenlang zuschauen, wie das schäumende Weiß des Meeres den Strand mit jeder Welle erobert, um dann wieder dem Schwarz zu weichen. Hier ist alles friedlich und still. Das Rauschen des Meeres ist das einzige Geräusch. Wenn ihr euch an den Strand legen wollt, denkt unbedingt an ein großes Handtuch oder eine Picknickdecke. Dort, wo die Wellen nicht hinkommen, ist der Sand glühend heiß.

Vulkanbesteigung

Die Straße Richtung Osten führt direkt durch Yaiza. Der Ort wurde mehrfach zum schönsten Dorf Spaniens erklärt, weshalb sich die ganze Insel an den charakteristischen weißen Fassaden und grünen Fensterläden orientiert hat. Yaiza ist jedoch nicht mein Ziel. Hinter Yaiza findet sich ein kleiner Parkplatz, mehr eine große Staubfläche, neben der Straße. Gegenüber davon führt mich ein Wanderweg geradewegs in die Vulkanlandschaft. Bereits nach rund zweihundert Metern und einem kurzen Anstieg stehe ich dann oben – am Kraterrand des Vulkans. Hier hat es fast den Anschein, als sei ich auf dem Mond gelandet. Steinwüste, so weit das Auge reicht. Die Aussicht gibt mir beinahe das Gefühl, ich wäre am Meer. Scheinbar endlos erstreckt sich die Lava, kein Mensch ist weit und breit zu sehen. Einfach traumhaft!

Wein trinken in der Bodega

So langsam wird es Zeit für mich, aus der Sonne zu kommen, die hier sehr intensiv ist. Meine letzte Station des Tages: die Bodega Rubicon, eine der vielen kleinen Bodegas um Yaiza. Bodega ist die spanische Bezeichnung für die Kellergewölbe, in denen Weinfässer lagern. Später wurde der Begriff ausgeweitet auf den ganzen Weinausschank. Die Anbautechnik für die Reben hier auf der Insel ist weltweit einzigartig und erfordert eine Menge Handarbeit. Damit der Wein trotzdem bezahlbar bleibt, ist der Anbau stark subventioniert. Ab 2017 fallen diese Subventionen weg. Die Zukunft der Weinbauern ist dann ungewiss. Wer die Bodegas auf Lanzarote besuchen will, sollte also bald herkommen …

Die Bodega hat eine schöne Außenterrasse, aber ich brauche etwas Schatten. Der Innenbereich ist keineswegs eine düstere Kammer. Ich nehme direkt an einem der offenen Fenster an der riesigen Fensterfront der Bodega Platz und trinke den köstlichen, kühlen Rotwein mit Blick auf die Weinreben. Eine leichte Brise weht herein. Wie ich es mir gewünscht habe.

Von der Bodega aus geht es die Straße zurück, die ich gekommen bin. Vor mir tut sich ein weites Tal auf, das am Horizont scheinbar nahtlos ins Meer übergeht. Am Vulkanhang entlang fahre ich immer der Nachmittagssonne entgegen. Der perfekte Abschluss einer wunderbaren Tour.

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Jannis Riebschlaeger

Im Alter von vier Monaten bin ich zu meiner ersten Rucksack-Reise aufgebrochen. Ich war der Rucksack. Später in den Sommerurlauben zeigten mir meine Eltern die Vielfalt Europas. Ich war neugierig auf alles, was anders war, als zu Hause, bin jedem Käfer nachgekrabbelt und habe versucht, jede Pflanze zu bestimmen. Von meiner Neugier ist bis heute nichts verloren gegangen.