Kroatien – Ein Ausflug zu den Wasserfällen

„Was für ein perfekter Start in den Tag!“, denke ich mir, als ich etwas verschlafen an meinem Cappuccino nippe. Warme Sonnenstrahlen dringen vom angrenzenden Kirchplatz auf die Terrasse des Cafés „Nostalgija“. Mit geschlossenen Augen und einem Lächeln im Gesicht genieße ich die morgendliche Ruhe hier im kroatischen Hafenstädtchen Šibenik. Ein besseres Wetter hätte ich für meinen bevorstehenden Ausflug in die Natur Dalmatiens nicht wünschen können.

Ein Städtchen aus Stein

Šibenik ist aber nur eine Etappe auf meinem Weg. Mein Ziel ist der Krka Nationalpark mit dem berühmten Skradinski Buk, einem der schönsten Wasserfälle Europas. Schon früh am Morgen hatte ich mir in Split einen Mietwagen geliehen rund 30 Euro pro Tag) und bin über die neue Autobahn A1 in rund 70 Minuten hierher gefahren. Nach dem Kaffeepäuschen erkunde ich die verschachtelten Gassen zwischen der Kathedrale und dem Klostergarten St. Lorenz, die sich im Schatten der hohen weißgrauen Kalksteingemäuer winden. So viel Zeit muss sein. Dann aber steige ich wieder in den Wagen.

Anfahrt zum Nationalpark über Skradin

Nach 25 Minuten Weiterfahrt erreiche ich den Großparkplatz in Lozovac, von dem Shuttlebusse zum oberen Eingang des Krka Nationalparks fahren, nur wenige Gehminuten vom Wasserfall. Doch ich entscheide mich, der Straße weiter zum unteren Zugangspunkt in Skradin zu folgen. In steilen Serpentinen geht es an einem Durchbruch hinunter, durch dessen Mitte die Krka fließt. Es bietet sich ein herrlicher Ausblick auf den grünblauen Fluss und das Dorf Skradin auf dem gegenüberliegendem Ufer. Ich parke im Ortskern (rund 1 Euro Gebühren) und die schmalen Gassen leiten mich über bröckelnde Steintreppen auf einen Aussichtpunkt, von welchem die blassroten Dächer des Dorfes inmitten der üppigen grünen Pinien vor der Flusskulisse besonders gut zu sehen sind. Bevor ich mich zum Nationalpark aufmache, führt mich mein knurrender Magen in die Veranda des Gasthauses „La Cantinetta“ (Skradinka Vilara 7). Frisch gegrillt werden hier Fleisch und Fisch in großen Portionen serviert. Die Preise liegen um die 10 Euro dafür – ein echter Geheimtipp!

Schifffahrt auf der smaragdgrünen Krka

Nach dem Spaziergang kehre ich zurück zur Marina und reihe mich in die lange Warteschlange für das kostenlose Shuttle-Schiff zum Nationalpark ein. Kurz überlege ich noch, ob ich die 8km von Skradin zum Wasserfall zu Fuß oder mit einem Leihfahrrad (5€) auf dem gut ausgebauten Wanderweg zurücklegen soll, aber verwerfe die Idee aufgrund der schweißtreibenden Augusthitze. Glücklicherweise fahren die Schiffe mindestens alle 30 Minuten, so dass ich schon kurz darauf an der Reling ein Plätzchen für mich suche. Wir lassen den Hafen Skradins hinter uns und fahren unter einer riesigen blauen Bogenbrücke hindurch, von der sich waghalsige Einheimische in die Krka stürzen. In der Nachmittagssonne funkelt das kristallklare Wasser der Krka in sattem smaragdgrün, und ich frage mich, wie ein Fluss eine solch außergewöhnlich intensive Farbe haben kann. Eingebettet in immer steiler werdende Felswände windet sich der Strom in eine sanfte Rechtskurve. Nach 25 Minuten Fahrt gelangen wir zum Landesteg am Eingang des Nationalparks.

Ein nicht ganz günstiges Vergnügen

Zwischen dem Landesteg und dem Kassenhäuschen liegen nur wenige Meter. In der Hochsaison kostet der Eintritt in den Nationalpark umgerechnet 15€ für Erwachsene und 10€ für Kinder zwischen 7 und 18 Jahren. Euro werden allerdings nicht angenommen, darum unbedingt ausreichend kroatische Kuna einstecken. Etwas verblüfft wegen des unerwartet hohen Eintrittspreises laufe ich weiter den schattigen Pfad entlang, vorbei an hölzernen Kiosken mit Fastfood wie Burger, Eis und „palačinka“ (Crepes). Ich erreiche eine große Wiese, auf der sich überwiegend kroatische Familien flächendeckend ausgebreitet haben. Man könnte sich vom Ambiente her fast wie im heimischen Freibad wähnen, wäre da nicht das Tosen des Wassers, das mit jedem Meter lauter wird, aber dessen Quelle sich hinter dem Dickicht der Sträucher verbirgt. Endlich erreiche ich die große Holzbrücke und kann den Skradinski Buk Wasserfall in seiner vollen paradiesischen Pracht bestaunen. Über mehrere Kaskaden und umrahmt von wildem Gesträuch ergießt sich die Gischt in einen See aus verschiedensten Grünschattierungen. Gerne würde ich hier noch weiter verweilen, aber zunehmend stehe ich den posierenden Touristen auf der gerammelt vollen Brücke im Weg.

Baden in der grünen Oase

Ich kann es kaum erwarten, mich endlich im Wasser von der Sommerhitze abzukühlen. Auch wenn es heute brechend voll ist im Krka Nationalpark, gibt es im Badebereich vor dem riesenbreiten Wasserfall glücklicherweise genug Platz für alle. Ich balanciere über ein paar behelfsmäßig ausgelegte Bretter durch die Sträucher zum Ufer, verstaue meinen Rucksack auf einem der Bäume und klettere vorsichtig in das klare, erfrischend-kühle Nass. Das Wasser ist in Ufernähe nur kniehoch und man spürt fast keine Strömung. Außerdem ist der Badebereich zum Wasserfall hin mit einem Seil abgesteckt, so dass das Baden hier also auch gut für Kinder geeignet ist.

Ein Nationalpark für die ganze Familie

Da es aussichtslos ist, auf der Wiese ein ruhiges Plätzchen zu finden, mache ich mich im Anschluss zum Rundwanderweg um Skradinski Buk auf. Über Holzrampen und Treppen geht es links neben den Kaskaden hinauf zu einem dschungelartigen Biotop. Plätschernde kleine Bäche und Flussläufe verbinden mehrere Seen, und immer wieder bricht ein kleiner Wasserfall durch. Das Beobachten der Frösche, Wasserschlangen und bunten Libellen erfreut besonders die kleinen Besucher. Die Familienfreundlichkeit des Nationalpark ist überraschend, denn sämtliche Spazierwege sind sauber und abgesichert. So ist der Rundweg sogar mit Kinderwagen machbar, auch wenn sich auf den schmalen Wegen der Besucherstrom manchmal staut und ein paar Treppen überwunden werden müssen.

Weitere mögliche Bootsauflüge

Am Ende des Pfades, der mit ausreichend Fotopausen in rund einer Stunde machbar ist, wartet der „Königs-Aussichtspunkt“ auf höherliegende Kaskaden als letztes Highlight. Ich bin nun an dem Punkt angekommen, von dem die Shuttlebusse zum Parkplatz Lozovac pendeln. Hier gibt es ein altes Mühlhaus, ein Restaurant, Kioske und die Anlegestelle, von der Schiffe weiter flussaufwärts fahren, denn der Nationalpark erstreckt sich von hier noch 13km gen Norden. Wer spätestens mittags am Bootssteg ankommt, kann die große 4-stündige Rundtour zum Wasserwasserfall Roski Slap und zum Kloster auf der Insel Visovac mitmachen (knapp 20 Euro für Erwachsene). Wer später kommt, dem bleibt noch die 2-stündige Kurztour zur Klosterinsel (13 Euro). Mir reicht das Programm von heute, und ich mache mich zurück auf dem Weg nach Skradin.

Rückfahrt nach Split auf der Küstenstraße

Für die Rückfahrt von Skradin nach Split wähle ich die alte Adria-Küstenstraße D8. Zwar dauert dieser Weg mit knapp 2 Stunden fast doppelt so lang wie die Autobahn-Route, aber wenn ich schon mal einen Mietwagen habe, möchte ich mir nicht den Bilderbuch-Sonnenuntergang über den Buchten und kleinen Inseln Dalmatiens entgehen lassen. Beim lebhaften Markt von Trogir, ca. 25 Minuten vor Split direkt an der Hauptstraße, kann man sich auch jetzt am frühen Abend noch mit einem Proviant aus frischem Obst, Gemüse, sowie heimischem Käse und Olivenöl versorgen.

Drinks mit Panoramablick

Zurück in Split meide ich heute Abend den Trubel der Altstadt. Bevor ich mir zum Abendessen eine Fischspezialität im stadtbekannten “Konoba Marjan” (Senjska 1, Reservierung empfohlen) gönne, erklimme ich den direkt dahinter liegenden Marjan-Hügel für einen Aperitif in der Panorama-Café-Bar “Vidilica” (Nazarov prilaz 1). Bei einer Flasche “Ožujsko” Bier, den Blick auf die sich im Wasser spiegelnden Lichter der Riva-Promenade geheftet, lasse ich den schönen Tag ausklingen. Laku noć, Split!

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Maria Kapeller

Maria Kapeller, Jahrgang 1983, hat in Salzburg Kommunikationswissenschaft studiert und längere Auslandsaufenthalte in der Schweiz, London und Nordirland absolviert. Die letzte lange Reise dauerte fünf Monate und führte nach Asien, Australien und Neuseeland. Sie ist freie Texterin und (Reise)-Journalistin.