Korfu – alles im Orangen

Schon vom Flieger aus ist erkennbar, wie grün Korfu ist. Die nördlichste griechische Insel ist von einem Teppich Olivenbäume überzogen, der sich über Berg und Tal schlängelt. “Alles im Grünen”, denke ich, als wir zur Landung ansetzen: Ein paar Tage Zeit, ein extrem kurzer Flug von eineinhalb Stunden, eine Insel die darauf wartet, entdeckt zu werden. Bald werde ich eines besseren belehrt: Auf Korfu ist viel eher “alles im Orangen”. Denn die grüne Insel überrascht mich mit so mancher orangen Eigenheit.

Kumquats: kleine, orange Früchtchen

Nach den ersten paar Tagen zwischen Pool und Strand will ich die Insel besser kennenlernen. Mit dem Mietauto geht es vom Küstenort Barbarti in Richtung Korfu-Stadt. Ab hier folge ich steilen Straßen, mitten durch Olivenhaine, die etwas Schatten spenden. Dort oben, im Hinterland, wird eine Nutzpflanze angebaut, die europaweit einzigartig ist: Kumquats sind knallorange, kleine aus Asien stammende Früchte, die auf zierlichen Bäumchen wachsen.

Der Landwirt, der die Früchte anbaut, führt mich über sein Grundstück und pflückt mir eine Kumquat vom Baum. Ich stecke sie mitsamt der Schale in den Mund und verziehe das Gesicht – ist das sauer! Der Bauer schmunzelt. Am Hof werden die Kumquats zu Likören, Marmelade oder zu kandierten Früchten mit viel Zucker verarbeitet. In Kerkyra (Korfu-Stadt) zählen Kumquat-Produkte zu den beliebtesten Souvenirs.

Blau-grünes Panorama mit orangen Farbtupfern

Weiter geht es mit dem Mietauto, in eine wahrlich majestätische Gegend: Paleokastritsa. Die zwei grün wuchernden Halbinseln mit den unzähligen türkisblauen Buchten überblickt man am besten vom Bergdorf Lakones aus. Eine enge Bergstraße führt in schwindelerregende Höhen. Nach einer knappen Viertelstunde Fahrt eröffnet sich ein weiter Blick über die grün bewachsenen Berghänge und die blau schimmernde Küste. Die einzigen grellen Farbtupfer sind die orange-roten Dächer, die zwischen den Bäumen hervorblitzen. Ein unschlagbares Fotomotiv.

Planschen mit Blick aufs Meer

Wieder unten, mache ich einen Abstecher zu Aris Michalas ins Restaurant Belvedere, das an der Küstenstraße in Paleokastritsa liegt. Der stets gut gelaunte Familienvater serviert typisch griechische Gerichte wie Moussaka sowie Fisch und Meersfrüchte auf einer schattigen Terrasse, von der aus man direkt aufs Meer blickt. Mein Magen knurrt zwar schon leise, aber ich spare mir den Hunger für den letzten Stopp des Tages auf. Stattdessen nippe ich an einem eisgekühlten Soda-Zitrone und hüpfe in den Pool auf der Terrasse. Auf ganz Korfu gibt es unzählige Restaurants und Snackbars mit Swimmingpools, die Gäste kostenlos benutzen dürfen.

Gyros, serviert unter Orangenbäumen

Jetzt aber auf nach Achavari, denn mittlerweile schreit mein Magen regelrecht nach etwas Essbarem. Nach 25 Kilometern erreiche ich die Nordküste und den Ort Acharavi, wo das Restaurant Lemon Garden liegt. Hier werden inmitten eines schattigen Gartens große Portionen Gyros serviert. Ich kann mich kaum entscheiden, immerhin stehen 20 verschieden Variationen zur Auswahl – je nach Gericht für etwas unter beziehungsweise um die zehn Euro.

Die Portionen sind groß und bestehen so weit wie möglich aus lokalen Zutaten. Ich entscheide mich für ein simples Gyros mit Zwiebeln, Tomaten und Tsatsiki. Im Schatten von Orangen-, Zitronen-, und Limettenbäumen schmeckt es gleich doppelt so gut. Tipp: Tagsüber findet man leicht ein schattiges Plätzchen, abends sollte man lieber einen Tisch reservieren, da es häufig Tanz- und Musikaufführungen gibt.

Oranger Höhepunkt: Sonnenuntergang in Peroulades

Neben den Kumquats wartet Korfu mit einem weiteren orangen Höhepunkt auf: der Blick auf den Sonnenuntergang in Peroulades. Platziert im nordwestlichsten Zipfel der Insel, ist der Ort am einfachsten per Mietwagen zu erreichen.

Es empfiehlt sich, schon während des Tages zu kommen und in der von steilen Klippen umrahmten Bucht zu baden. Abends geht’s rauf zur Sunset Beach Bar, wo der Sonnenuntergang Tag für Tag regelrecht zelebriert wird. Jetzt heißt es nur mehr: Platz auf einer Schaukel oder in einer Hängematte nehmen und mit einem Cocktail in der Hand zuschauen, wie sich die Sonne ins Meer verabschiedet. Ich sag’s ja: “Alles im Orangen” …

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Maria Kapeller

Maria Kapeller, Jahrgang 1983, hat in Salzburg Kommunikationswissenschaft studiert und längere Auslandsaufenthalte in der Schweiz, London und Nordirland absolviert. Die letzte lange Reise dauerte fünf Monate und führte nach Asien, Australien und Neuseeland. Sie ist freie Texterin und (Reise)-Journalistin.