Griechenland: Wandern, Schlemmen, Baden: Tagestour auf die Halbinsel Sithonia

Vor jeder Reise frage ich einheimische Freunde, was sie mir in ihrem Land empfehlen. In Griechenland bekomme ich als Antwort zu hören: Du musst unbedingt nach Sithonia! Der mittlere „Finger“ der Halbinsel Chalkidiki im Norden Griechenlands ist zu einem großen Teil unverbaut und von rauer Landschaft und Stränden geprägt. Noch eines geben mir meine Bekannten mit auf den Weg: Miete dir ein Auto, sonst wirst du die schönsten Plätze nicht finden!

Leichte Wanderung durch Olivenhaine

Gesagt, getan. Ich will mich aber nicht im Eiltempo über die rund 60 Kilometer lange Halbinsel stressen, sondern nehme mir für heute nur den westlichen Teil vor. Gleich nach dem Frühstück geht’s mit dem Mietauto los. Kosten: In der Vorsaison bei Online-Buchung rund 30 Euro pro Tag, vor Ort 45 Euro. Mein erster Halt ist Nikiti, ein kleiner Urlaubsort mit langem Strand am Eingang der Halbinsel. Von hier aus will ich in das rund sechs Kilometer entfernte Dorf Agios Nikolaos wandern. Donnerstag ist der beste Zeitpunkt dafür, denn Donnerstag ist dort Markttag.

Ich parke den Wagen im Zentrum von Nikiti und marschiere in Richtung Norden durch den oberen, alten Ortsteil. Vorbei an der Kirche und am Friedhof geht es mindestens eine halbe Stunde lang steil bergauf, bis ich an einen Schafstall gelange. Ab hier ist der Weg eben und führt mitten durch Olivenhaine und vorbei an blühenden Wiesen und wilder Minze, die erfrischend duftet. In der Ferne eröffnet sich der Blick auf den Berg Athos, der wie eine blaue Silhouette in den Himmel ragt. Bald geht es bergab und nach eineinhalb Stunden sehe ich schon die roten Häuserdächer von Agios Nikolaos leuchten.

Unten angekommen, schlendere ich kurz über den kleinen Markt, auf dem vor allem heimisches Gemüse und süße Backwaren angeboten werden. Auch sonst geht es hier gemächlich zu: Mehrere Grüppchen von Mädchen stecken kichernd ihre Köpfe zusammen, ein paar Buben spielen Fußball, andere schlittern mit ihren Rädern die gepflasterten Gassen entlang. Am Marktplatz laden einige Tavernen zu einer Pause ein. Statt gleich hier einzukehren, nehme ich mir ein Taxi zurück nach Nikiti (zehn Euro). Es gibt zwar eine Busverbindung, die Busse fahren aber nur alle paar Stunden.

Abstecher in ein verlassenes Bergdorf

Gleich gibt’s eine Stärkung – und zwar mit Weitblick: Wieder zurück in Nikiti fahre ich mit dem Auto entlang der Küstenstraße die rund 20 Kilometer nach Neos Marmaras, mit 3.000 Einwohnern der größte Ort der Halbinsel. Statt hinunter in den Ort zu steuern, folge ich dem Schild mit der Aufschrift „Parthenonas” und biege links ab. Rund fünf Kilometer schlängelt sich eine breite Straße den Berg hinauf durch Olivenbaumplantagen. Im Dorf angekommen, lenke ich das Auto vorsichtig durch die gepflasterten Gassen bis ans Ortsende und parke bei der Taverne „Pauls Parthenonas“.

Vor dem Essen bietet sich ein kurzer Spaziergang durch das ehemalige Bergdorf an, das eines der ältesten auf der Chalkidiki ist. Bis auf eine Familie sind längst alle hinunter ins Tal gezogen. “Im Sommer ist es hier zu heiß, im Winter zu kalt”, verrät mir später die Wirtin in der Taverne. Viele der alten Steinhäuser wurden mittlerweile aber liebevoll restauriert und werden teilweise als Zweitwohnsitz verwendet. Sogar ein Hotel gibt es: Eine lokale Familie, die in Berlin ein griechisches Restaurant führt, hat ihren ehemaligen Familiensitz zum Boutique-Hotel umgestaltet. Im Geschenke-Shop gegenüber gibt es hochwertige, kunstvoll verzierte Keramiken zu kaufen.

Griechischer Mittags-Snack in einer Taverne mit Aussicht

Nach dem kurzen Orts-Rundgang suche ich mir im weitläufigen Gastgarten der Taverne ein lauschiges Plätzchen mit Aussicht aufs Meer. Bei einer Portion in Öl eingelegter Auberginen mit viel Knoblauch (vier Euro) komme ich mit der jungen Wirtin ins Schwätzen. „Wir verkaufen auch Honig, Olivenöl, Wein, Oliven und Kräuter zum Mitnehmen. Alles selbst produziert oder aus der Region”, sagt sie. Die Gaststätte gehörte früher ihren Großeltern, sie waren eine Zeitlang die Einzigen, die das ganze Jahr über im Dorf lebten.

Hier oben könnte ich ewig sitzenbleiben und mich quer durch die Speisekarte kosten. Aber es ist schon früher Nachmittag, und das Wetter lädt zum Baden ein. Mit dem Auto geht’s zurück nach Neos Marmaras und von dort aus ein paar Kilometer weiter gen Süden. Als nach rund einer Viertelstunde Fahrt ein Schild am Straßenrand auf die Bandidas Beach Bar hinweist, biege ich rechts ab. Ich lasse den Wagen auf dem großen Parkplatz stehen und marschiere ein Stück zu Fuß weiter. Die kleinere, unasphaltierte Küstenstraße geht zwar ziemlich bergauf und bergab, dafür breitet sich nach jeder Kurve ein anderer Traumstrand vor mir aus. Ich suche mir ein schönes Plätzchen und verbringe des Rest des Nachmittags mit Sonnen und Baden.

Abends geht’s in die Beach Bar

Als der Hunger leise anklopft, packe ich meine Badesachen zusammen und marschiere eine gute Stunde zurück zur Beach Bar. Hier ist sogar in der Nebensaison einiges los, bunte Sesseln, Strandliegen, Hängematten und Liegestühle laden zum Verbleiben ein. Die Preise sind für eine Strandbar gemäßigt, und ich gönne mir einen griechischen Salat und ein Souvlaki um insgesamt knappe zehn Euro. Den Abend lasse ich auf einem Liegestuhl ausklingen, die Füße im Sand, der Blick aufs Meer, einen Cocktail (8 Euro) in der Hand. Liebe griechische Freunde, ihr hattet Recht: Sithonia, das kann wirklich was!

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Maria Kapeller

Maria Kapeller, Jahrgang 1983, hat in Salzburg Kommunikationswissenschaft studiert und längere Auslandsaufenthalte in der Schweiz, London und Nordirland absolviert. Die letzte lange Reise dauerte fünf Monate und führte nach Asien, Australien und Neuseeland. Sie ist freie Texterin und (Reise)-Journalistin.