Ein perfekter Tag in Venedig

Zu viert sind wir mit dem Auto im Norden Italiens unterwegs, die Kinder, mein Mann und ich. Wenn wir schon so nah dran sind, wollen wir uns Venedig nicht entgehen lassen. Von Verona aus fahren wir nur eine Stunde über die Autobahn, dann sind wir schon in der berühmten Lagunenstadt. Den Wagen parken wir gleich in der Nähe des Bahnhofs. Der liegt direkt am „Eingang“ der Lagunenstadt. Alles ist prima ausgeschildert, nicht mal wir können uns hier verfahren. Die Parkhäuser dort sind auf Tagesbesucher eingestellt. Schnell werden wir auf einen freien Platz gewunken. Alles läuft wie am Schnürchen. Ein Ticket für den ganzen Tag kostet 30 Euro.

Lost in Venedig

Ehrlich gesagt hatte ich vorher ziemlich viel Negatives über Venedig gehört. Es sei im Sommer viel zu voll und es solle sogar stinken. Aber da Venedig nun mal Venedig ist, wollen wir das selbst entscheiden. Nachdem das Auto geparkt ist, stiefeln wir also los. Von der Piazzala Roma, dem zentralen Ankunftsplatz aller Autos und Busse in die Stadt, geht es dann nur noch zu Fuß weiter.

Eine Freundin hatte mir vor unserer Abreise einen guten Tipp gegeben: Versuch gar nicht erst, mit dem Stadtplan bestimmte Sehenswürdigkeiten zu finden. Geh davon aus, dass du dich sowieso verläufst, und genieße einfach, was du unterwegs entdeckst. Ein guter Vorschlag finden auch mein Mann und die Kinder. Es klingt auf jeden Fall stressfrei.

Statt vom Parkhaus aus über die moderne Ponte Scalzi zu gehen, marschieren wir zuerst in Richtung Giardini Papadopoli, einem kleinen Park gegenüber der Piazzale Roma. Gemütlich bummeln wir durch die Gassen und über die Brücken. Nach wenigen Biegungen entdecken wir auch die ersten Gondeln auf einem der kleinen Kanäle. Unglaublich schön. Schon nach drei, vier Brücken haben wir komplett die Orientierung verloren. Auf einmal geht es nicht weiter. Der Weg endet am Wasser. Wir müssen alle vier lachen. Ausnahmsweise macht es uns gar nichts aus, dass wir uns etwas verlaufen haben. Es war ja fast Absicht. Begeistert lassen wir uns einfach weiter treiben. Nur ab und zu kommt uns jemand entgegen. Es ist erstaunlich ruhig und angenehm friedlich.

Rialtobrücke und Markusplatz

Solange wir in den kleinen Gassen unterwegs sind, begegnen wir kaum anderen Touristen. Als wir uns der Rialtobrücke nähern, wird es voller. Vor lauter Menschen kann ich kaum etwas von der Brücke sehen. Sehr beengt und nur im Schritttempo kommen wir auf den kleinen Stufen voran. Auf der Brücke sind rechts und links an den Seiten jede Menge Souvenirläden. Natürlich ist diese berühmte Brücke echt beeindruckend, aber beim nächsten Mal würde ich sie mir wohl lieber um sieben Uhr morgens ansehen, wenn das touristische Venedig noch schläft.

In Venedig führen alle Wege irgendwann zum Markusplatz. Das merken wir erst, als wir plötzlich mitten im Menschentrubel stehen. Wir sind auf dem Markusplatz gelandet. Direkt vor uns reckt sich der Campanile, der Glockenturm des Markusdoms, in luftige Höhen. Beim Anblick der leicht verfallenen Gebäude rundherum bleibt mir fast der Mund offen stehen. “Schön” ist hier einfach nicht das richtige Wort. Der Markusplatz ist wie eine in die Jahre gekommene Diva. Ein fast schon morbider Charme, eine Ahnung von vergangener Schönheit hängen in der Luft. Es ist wirklich einmalig. Wenn nur nicht die vielen Menschen wären.

Am Rande des Platzes versucht ein Verkäufer uns eine der typischen venezianischen Karnevalsmasken aufzuschwatzen. Zwischen zehn und zwanzig Euro sollen die Dinger kosten. Natürlich viel zu teuer, aber ganz davon ab, was soll ich damit? Hier in Venedig sieht so eine Maske vielleicht schön aus, aber zu Hause wird sie wahrscheinlich früher oder später in einer Schublade verschwinden. Statt also viel Geld für so einen potenziellen Staubfänger auszugeben, fotografiere ich die Masken lieber. Allerdings heimlich, denn der Verkäufer will auch damit Geld verdienen.

Mit dem Vaporetto auf dem Canal Grande

Um dem Gedränge vor dem Markusdom zu entkommen, beschließen wir unseren Weg auf dem Wasser fortzusetzen, das scheint uns wesentlich gemütlicher. Schnell wird klar, dass wir keine sechzig Euro für ein Wassertaxi ausgeben werden. Eine Fahrt mit der Gondel ist sogar noch teurer. Das fällt also definitiv aus. Eine gute Alternative scheint uns aber die Fahrt mit dem Vaporetto zu sein. Die Vaporetti ersetzen in Venedig sozusagen die Busse. Es sind kleine Boote, die wie Fähren die verschiedenen Kanäle miteinander verbinden.

Vom Markusplatz, ganz am Anfang des Canal Grande, bis hoch zur Piazzale Roma kostet es sieben Euro pro Kopf. Wir besteigen also ein Vaporetto und legen ab. Es gibt zwar Sitzplätze, aber wir stehen lieber und hängen mit großen Augen an der Reling. Vom Wasser aus haben wir einen prima Blick auf die berühmten Palazzi, die Brücken und die Gondelführer, die gekonnt durch das Labyrinth der Kanäle rudern. Der Canal Grande ist so etwas wie die Hauptstraße Venedigs. Er schlängelt sich um und durch die einzelnen Inseln der Stadt. Eine der Haltestellen, die unser Vaporetto anläuft, ist die Rialtobrücke. Dieses Mal sehen wir sie entspannt vom Wasser aus. Viel zu schnell sind wir am Ziel, in der Nähe der Ponte de la Constituzione, angelangt. Ich hätte noch stundenlang mit dem Vaporetto weiterfahren können.

Essen und trinken in Venedig

Nach den vielen Eindrücken haben wir alle Hunger. Die mitgebrachten Brote haben wir längst verzehrt. Auch auf die Gefahr hin, dass die Preise total überteuert sein werden, steuern wir ein kleines Café an. Wir haben Glück. Da wir uns jetzt weit weg vom Markusplatz befinden, ist es hier nicht nur angenehm ruhig, sondern auch die Preise sind normal. Wir bestellen ein paar Tramezzini, diese in Venedig so typischen, kleinen Snacks, die jeweils zwischen 1,70 und zwei Euro kosten. Tramezzini sind in Dreiecke geschnittene Weißbrotscheiben, nicht getoastet, mit irgendeiner Füllung. Wir bestellen ein Tramezzino mit Rucola und Mozzarella, eins mit Thunfisch und Tomate, eins mit Speck und Ei und noch eins, einfach nur mit Schinken. Absolut lecker! Während wir glücklich unsere Brote mampfen, stellen wir fest, dass wir uns einig sind: Venedig lohnt sich auf jeden Fall! Sogar im Sommer.

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Nicole Biarnés

Seit über sechzehn Jahren lebe ich in Katalonien. Wenn ich gerade nicht auf Reisen bin, genieße ich die Schönheit der Costa Brava, die Natur, das Meer und die Berge.