Drei Tage durch Istriens Dörfer und Naturparks

„Beeilt euch! Das Schiff legt in fünf Minuten ab!“, ruft uns die Frau vom Ticketschalter nach. Wir hetzen zum nahe gelegenen Hafen von Fažana, einem kleinen Ort etwa 10 Kilometer nördlich von Pula. Von hier wird uns die Veli Brijun in wenigen Minuten auf Brijuni bringen.

Rundgang durch den Nationalpark Brijuni

Die kleine prunkvolle Insel vor der istrischen Küste war das Sommerdomizil von Tito, dem früheren jugoslawischen Diktator. Einst reichten sich hier bekannte Schauspieler und Politiker aus aller Welt die Klinke. Heute ist das Publikum nicht weniger international, besteht aber hauptsächlich aus Touristen.

Im Preis für die Überfahrt (30 Euro) ist auch eine Inselumrundung im Touristenzug inbegriffen. Das klingt in meinen Globetrotter-Ohren zunächst etwas albern. Aber ich muss einsehen: Auf diese Weise gelingt es, uns in einer Stunde einen Überblick über die Insel zu verschaffen und anschließend zu entscheiden, welchen Teil wir länger besichtigen wollen.

Der erste Halt findet im privaten Tierpark von Tito statt. Viele der Tiere haben eine staatspolitische Geschichte. „Dieser Elefant war ein Staatsgeschenk von Indira Gandhi“, tönt es beispielsweise aus den Lautsprechern, als wir an einem 70 Jahre alten Dickhäuter vorbeituckern.

Der nächste Stopp erfolgt bei römischen Ruinen aus dem 1. Jahrhundert. Hier verlassen wir die Gruppe, um in der leuchtend blauen Bucht zu baden. Das Wasser ist angenehm warm, unglaublich sauber und wir haben den Kiesstrand praktisch für uns allein. Schade nur, dass die spitzen Steine unangenehm in die Füße schneiden.

Zurück in Pula haben wir noch Zeit, uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Besonders schön ist der Besuch der „Arena“ (Eintritt: 6 Euro). Auf den oberen Reihen des römischen Amphitheaters schauen wir der Sonne zu, wie sich hinter dem geschäftigen Hafen im Meer versinkt.

Nur wenige Meter entfernt befindet sich der Eingang zur „Zerostrasse“. Die unterirdischen Gänge waren während des Ersten Weltkriegs zu Verteidigungszwecken angelegt worden. Heute beherbergen sie vor allem Schautafeln mit Bildern zur Geschichte der Stadt.

Ausflug nach Rovinj und Poreč

Bevor wir uns am nächsten Morgen wieder früh auf den Weg machen, steht noch ein kurzer Zwischenstopp bei Mlinar an der Ulica Flanatička an. Bäckereien sind in Kroatien an jeder zweiten Ecke zu finden, doch nur in wenigen kann man sich hinsetzen und sein Schoko-Croissant (ca. 1 Euro) gemütlich bei einem Kaffee genießen. Gerne wäre ich länger sitzen geblieben, um die Passanten in der Fußgängerzone zu beobachten. Aber unser heutiges Programm ist streng.

Wir fahren mit dem Bus in knapp einer Stunde nach Rovinj. In dem alten Städtchen gibt es kaum Sehenswürdigkeiten, aber Rovinj ist mit seinen historischen Häusern und seiner einzigartigen Lage auf einer ehemaligen Insel eine Sehenswürdigkeit für sich. Es macht Spaß, durch die Gassen der Kleinstadt zu wandeln, die einst eine Insel war und durch Aufschüttungen in eine Landzunge verwandelt wurde. Besonders schön: Die historische Einkaufsstraße Ulica Via Grisa mit ihren kleinen Läden.

Am Hafen gibt es zahlreiche Restaurants und Cafés mit Blick auf die Altstadt. Preise und Angebot unterscheiden sich dabei kaum. Eine Ausnahme davon ist die Taverne Kantinon, in der ein bekannter kroatischer Fernsehkoch am Herd steht. Doch bei unserem Besuch ist das Etablissement voll und wir werden abgewiesen. Da wir ohnehin noch vom Frühstück voll sind, gönnen wir uns lediglich eine Cola (2 Euro) beim Nachbarn und nehmen uns vor, das nächste Mal rechtzeitig zu reservieren.

Die alte Basilika

Eine einstündige Busfahrt bringt uns weiter in den Norden nach Poreč. Die Kleinstadt erinnert alleine durch ihren Grundriss an Rovinj: Auch sie befindet sich auf einer Landzunge, die ins strahlend blaue Wasser reicht. Auch hier verbringen wir über eine Stunde, um durch die Gassen der wunderschönen Altstadt zu flanieren.

Die bekannteste Sehenswürdigkeit im Ort ist die UNESCO-geschützte Euphrasius-Basilika aus dem 6. Jahrhundert. Da sie seit ihrem Bau kaum verändert wurde, gilt sie als eines der wichtigen Zeugnisse spätantiker und frühbyzantinischer Kunst im Adriaraum. Eindrücklich sind vor allem die alten Mosaike an Boden und Wänden. Der Kirchenturm erlaubt einen großartigen Rundblick auf die Altstadt.

Gleich hinter der Basilika befindet sich das Restaurant Gastinoica Marconi. Besonders schön ist der Innenhof, der den Blick auf die Basilika freigibt. Lohnenswert ist hier die Fischplatte für rund 15 Euro mit einem angebratenen Fisch, Muscheln, Tintenfisch, einer Riesengarnelle und Gemüse. Ein idealer Ort, um den anstrengenden Reisetag ausklingen zu lassen.

Die Perle auf dem Berg

Am dritten Tag unserer Reise wollen wir zur Abwechslung das Inland etwas besser kennenlernen und entschließen uns zu einem Besuch der weniger bekannten Kleinstadt Labin. Während der moderne Teil der Ortschaft vor allem ein Resultat des inzwischen aufgegebenen Kohlebergbaus und daher nicht sonderlich ansehnlich ist, ist die Altstadt auf einem Hügel hoch über den neuen Zweckbauten mit ihren rund 1200 Einwohnern ein regelrechtes Juwel.

Den Rundgang beginnen wir mit einem Besuch des Stadtmuseums (2 Euro Eintritt), das im Palazzo Battiola-Lazarini in einem Prunkbau einer früheren Patrizierfamilie untergebracht ist und mit einer interessanten archäologischen und ethnographischen Sammlung aufwartet. Besonders eindrücklich: Die begehbare Kohlebergwerk-Rekonstruktion mit entsprechender Akustik und alten Werkzeugen.

Als nächstes steht ein Spaziergang durch den Ort an, der uns an zahlreichen wohlgeschmückten Patrizierhäusern vorbeiführt, in denen sich heute teilweise interessante Kunstgalerien und Läden für lokales Kunsthandwerk befinden. Nach einer Stunde sind wir mit der Besichtigung fertig und fahren nach Pula zurück.

Noch ein praktischer Hinweis am Ende: Alle Orte lassen sich problemlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Allerdings verkehren auf den hier vorgestellten Strecken nur wenige Busse, so dass langes Warten häufig unabdingbar ist. Ich empfehle daher, diese Rundreise eher im Mietwagen oder mit dem eigenen Auto zurückzulegen.

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Oliver Zwahlen

Der Journalist und Reiseblogger Oliver Zwahlen stammt aus Basel in Schweiz. Der bekennende Langsamreisende ist bevorzugt in Asien unterwegs und besuchte Lissabon im Mai 2015 am Ende eines Roadtrips durch Portugals Hinterland.