Berlin privat: Durch Charlottenburg mit Schauspieler Stefan Puntigam

Die „Klassiker“ eines jeden Berlin-Touristen habe ich in den letzte Tagen abgeklappert: Checkpoint Charlie, Brandenburger Tor, Potsdamer Platz. Heute will ich mal einen ganz anderen Blick auf die Hauptstadt werfen: Ich lasse mich von Schauspieler Stefan Puntigam („Tatort“, „Schnell ermittelt“, „More than just enemies – Prinz Eugen und das Osmanische Reich“ u.a.) durch seinen „Kiez“, Charlottenburg, im ehemaligen West-Berlin, führen.

Wir treffen uns am Bahnhof Wilmersdorfer Straße und gehen ein paar Schritte zum Hotel Domicil (Kantstraße 111a). Hier logieren Stefans Eltern, wenn sie aus Graz zu Besuch kommen. Stefan ist kein gebürtiger Berliner (wie wohl die meisten hier), sondern ebenfalls Österreicher. Wir fahren mit dem Aufzug in den 7. Stock. Obwohl wir keine Hotelgäste sind, dürfen wir das reichhaltige Frühstücksbuffet ordern (pro Person: 14 Euro, inkl. Getränke).

Frühstück mit Ausblick

Jetzt, um 10 Uhr morgens, ist es hier angenehm ruhig. Das Personal ist freundlich und sehr aufmerksam. Bei gutem Wetter kann man auf die Dachterrasse treten und den Blick über (West-)Berlin schweifen lassen. „Da drüben ist der Funkturm“, sagt Stefan und deutet gen Westen. „Und da unten ist das Kant-Kino, da gehe ich gern hin.“ Wim Wenders ist einer der Betreiber des Programmkinos. Und direkt unter uns? „Das ist die Wilmersdorfer Straße.“ Da wollen wir jetzt hin, unseren Spaziergang beginnen.

Stefan und ich schlendern die Wilmersdorfer Straße entlang. Beinahe schade, dass wir gerade gefrühstückt haben – das Angebot an Kuchen, Keksen und anderen Leckereien im nostalgisch dekorierten Café „Frau Behrens“ (Wilmersdorfer Straße 96-97) sieht wirklich verführerisch aus. „Hier haben wir unsere Hochzeitstorte bestellt“, verrät mir Stefan.

Auf dem Ku’damm werden Erinnerungen wach

Vorbei an der Bronzestatue von Altkanzler Adenauer am gleichnamigen Platz, erreichen wir den Ku’damm.

Der Kurfürstendamm, Berlins von Platanen gesäumte Paradestraße, feierte im Jahr 2012 seinen 125. Geburtstag – dafür hat er sich gut gehalten. „Das hat was von Paris, mit diesen breiten Boulevards, findest du nicht?“, fragt Stefan. Stimmt, hier ist Berlin wirklich sehr mondän. Weil wir nicht bei Burberry, Cartier oder Gucci shoppen wollen, steigen wir in den Bus (X10 oder 110) und fahren Richtung Zoo den Ku’damm entlang. Das „Theater am Kurfürstendamm“ erinnert Stefan an die Zeit, als er das erste Mal nach Berlin kam. Hier stand er in der Operette „Im Weißen Rössl“auf der Bühne.
An der Haltestelle U-Bahnhof Kurfürstendamm steigen wir aus.

Das berühmte Kranzler Eck lassen wir links liegen, wir wollen es ein bisschen moderner: Vorbei an der Ruine der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche gehen wir zum Bikini-Haus.

Das denkmalgeschützte Gebäude aus den 50er Jahren (neben dem Zoo Palast-Kino) wurde in den letzten Jahren aufwändig renoviert und beherbergt jetzt ein modernes Shoppingcenter.

Auf der Terrasse befindet sich der Fashion & Furniture Concept Store Supermarket. Wenn man hier im Café-Bereich einen Fensterplatz nimmt, kann man ins Affengehege des Tierparks hinuntersehen, lustig.

Eine Berliner Institution

Soviel gucken macht hungrig! Es wird Zeit für ein Mittagessen. Stefan will mir eine echte Berliner Institution zeigen: den Fischladen Rogacki (Wilmersdorfer Straße 145/146).

Also steigen wir am Zoo in die U-Bahn U2 und fahren bis zur Haltestelle Bismarckstraße. Bei Rogacki ist es laut und lustig: Wir gehen an den Verkaufstresen vorbei in den hinteren Bereich und landen in einer Art Fischmarkthalle. Hier steht der Bauarbeiter neben dem Banker. Wir ordern Fischsuppe und Krabbentoast.

Währenddessen bringt die Bedienung den Gästen Manieren bei: „„Huhu“ ist nicht da heute!“. Und singt: „Schön ist die Liebe im Hafen“. Wir fühlen uns bestens unterhalten. Und unser „Mittag aus dem Meer“ ist köstlich.

Naturidyll mitten in der Stadt

Satt und glücklich beschließen wir, einen kleinen Spaziergang zu machen. „Wir gehen an den See“, sagt Stefan. Wir biegen von der Bismarckstraße links in die Witzlebenstraße ab, und tatsächlich, ein paar Schritte weiter, neben dem alten Reichsmilitärgericht, in dem jetzt Wohnungen sind, gelangen wir zum Lietzensee.

Hier merkt man, dass Charlottenburg gar nicht immer Berlin war – erst 1920 wurde es zum Stadtteil, vorher war es eine unabhängige Stadt vor den Toren der Hauptstadt, rund um die Lietzenburg, das spätere Schloss Charlottenburg. Stefan erzählt, dass er immer gern hierherkommt, um Texte zu lernen, Picknick zu machen oder einfach nur spazieren zu gehen.Nach so viel frischer Luft ist es Zeit für eine Kaffeepause. Nein, Teepause: Im Berliner Teesalon (Stuttgarter Platz 15) kauft Teetrinker Stefan seine Lieblingssorte: Darjeeling (firstflush) aus dem Teegarten Balasun. Aber nicht nur den gibt es hier, sondern auch frische fluffige Scones mit Marmelade und Clotted Cream. Köstlich!

Insider-Tipps für Shoppingfans

So gestärkt, zeigt mir Stefan seine Lieblingsstraße in Charlottenburg, die Leonhardtstraße. In dieser ruhigen kleinen Straße mit den prunkvollen Gründerzeithäusern ist eine ganze Reihe kleiner, einzigartiger Geschäfte. Zum Beispiel der zauberhafte Laden „Kleine Fische“ (Leonhardtstraße 21), in dem es ausgesuchte „Lieblingssachen“ für Kinder von 0-12 gibt.

Echtes Großbritannien-Flair gibt es bei „Broken English“ (Leonhardtstraße 23), Stefans Frau findet häufig schöne Sachen im Interior-Designshop „elements“ (Leonhardtstraße 8-9), und den unabhängigen Buchladen „Hacker und Presting“ gibt es auch. Die Tapasbar „El Gato Azul“ (Stuttgarter Platz 22 / Ecke Leonhardtstraße) mag Stefan auch, aber diesmal führt er mich zum Abendessen zu seinem Lieblingsitaliener, der „Trattoria Rossi“ (Friedbergstraße 22).

Lieblingsläden für den Abend

Hier werden die herrlich aromatischenTrüffelspaghetti (13,50 Euro) vor dem Servieren in einem riesigen Parmesanlaib gewälzt. Einfach zum Niederknien – ebenso wie der Cannonau, ein sardischer Rotwein, den Stefan mir empfiehlt.

Einen letzten Absacker nehmen wir in der Bar Galander (Stuttgarter Platz 15). Ein herrlicher, schummriger Ort. Hier darf geraucht werden. Eine Bar, in der ich gerne Stammgast wäre, obwohl ich Nichtraucher bin. Müde und randvoll mit Eindrücken verabschiede ich mich von Stefan. Danke, hat Spaß gemacht!

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Ischta Lehmann

Ich bin Ischta Lehmann, freie Journalistin und Autorin. Ich lebe in München und schreibe für Magazine und Zeitungen, neuerdings auch Drehbücher. Und einfach auch nur so zum Spaß auf meinem Blog, um die Sachen festzuhalten und zu teilen, die ich mag und mache. Essen zum Beispiel, aber auch Reisen, Bücher und Filme.