Aktivurlaub auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst

Ich verschränke die Hände über dem Kopf und beobachte die Wolken über mir, wie sie eilig über meinen Kopf ziehen. Das Meeresrauschen im Hintergrund wird nur durchbrochen von dem Geschrei der Möwen, die stolz über den weißen Sand spazieren und die Augen nach Essbarem aufhalten. Gestört werden sie dabei von niemandem, denn außer uns ist der weite Sandstrand menschenleer. Dabei sind wir keine vier Kilometer von Zingst entfernt, wo wir uns am Morgen gegen 12,50 Euro Gebühr ein Tandem ausgeliehen haben und auf dem Küstenradweg gen Norden aufgebrochen sind.

Mit dem Fahrrad auf Inselerkundungstour

Weit sind wir also nicht gekommen, aber beim Radfahren auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst geht es auch gar nicht um die Kilometer. Vielmehr ist das Fahrrad die perfekte Art und Weise die Landschaft zu erkunden und den Trubel der Badeorte hinter sich zu lassen. Doch selbst da ist es jetzt im September angenehm leer. Von den zahlreichen Strandkörben sind nicht mal ein Drittel belegt und in meiner Lieblingsstrandbar, der Lala Surfbar, ist immer ein Plätzchen frei um sich ein Fischbrötchen schmecken zu lassen.

Prerow und seine Kraniche

Der gut ausgeschilderte und ausgebaute Radweg führt uns nun vorbei am Prerower Strom, wo ein paar Ausflugsschiffe unsere Neugier wecken. Es gibt nämlich noch einen weiteren Grund, warum der Herbst die perfekte Zeit ist um die Halbinsel zu erkunden: und zwar die 12.000 Kraniche, die hier von September bis November auf ihrer Reise nach Süden einen Zwischenstopp einlegen.

Während sie sich tagsüber auf den abgeernteten Getreidefeldern tummeln, lassen sie sich in den frühen Abendstunden bei ihrem Flug in und über die Feuchtgebiete der vorpommerschen Boddenlandschaft beobachten. Und genau durch diese Feuchtgebiete fahren die Ausflugsschiffe, die tagsüber hier am Prerower Strom ankern.

Wir buchen uns spontan eine Fahrkarte (14 Euro) für den Abend. Bis es soweit ist folgen wir dem Radweg noch ein Stück weiter nach Prerow. Insgesamt sind wir bis dorthin gerade einmal eine gute halbe Stunde unterwegs. Dass sich bereits Ende des 19. Jahrhunderts hier bereits erste Tourismusanlagen entwickelten, erfahren wir bei einem der historischen Stadtspaziergänge, die wir auf eigene Faust unternehmen.

Um 17:30 Uhr beginnt schließlich unsere Kranichtour. Und ausgerechnet jetzt fängt es auch an zu regnen. Wir verkriechen uns unter Deck und genießen die ersten Minuten Fahrt mit einer Tasse heißer Schokolade, bis die Wolkendecke plötzlich aufreißt und den Blick auf einen blutroten Sonnenuntergang frei gibt. Und dann tauchen auch schon die ersten Kraniche am Horizont auf – majestätisch in ihrem Formationsflug, der einem eleganten Ballett zu gleichen scheint.

Ostseetauchgang oder Nautilus-Expedition?

Für den nächsten Tag haben wir uns etwas Besonderes vorgenommen: Wir möchten die Unterwasserwelt der Ostsee erkunden – und das ohne nass zu werden. Möglich macht das eine riesige Tauchgondel am Ende der Zingster Seebrücke, die uns schon bei unserer Radtour am Vortag aufgefallen ist. Während wir auf „Tuchfüllung“ mit der Unterwasserwelt gehen, erfahren wir in einer Dokumentation Hintergrundinformationen zum Lebensraum Ostsee und seine Bewohner. Ein bisschen fühle ich mich wie auf einer Expedition mit der Nautilus, von der ich als Kind immer geträumt habe. In solchen Momenten frage ich mich, warum ich manchmal um die halbe Welt reise, wenn es doch so tolle Abenteuer direkt vor der Haustür zu erleben gibt.

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Jana Zieseniß